FWBO in Deutschland
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FWBO - Gesicht vom Buddha

Foto ©Buddhistisches Zentrum Essen

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Der Westliche Buddhistische Orden

D as eigentliche Herzstück der Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens ist der Westliche Buddhistische Orden (WBO) selbst. Der WBO ist eine spirituelle Gemeinschaft von Männern und Frauen, die sich klar dafür entschieden haben, dem buddhistischen Pfad zur Erleuchtung zu folgen. Dieses Streben – das man traditionell Zufluchtnahme zu Buddha, Dharma und Sangha nennt – haben Ordensangehörige zum zentralen Anliegen ihres Lebens gemacht. Und sie haben als Rahmen für ihre Übung den WBO gewählt.

Der WBO ist eine Alternative zu dem Modell, das in vielen Formen des Buddhismus in Asien zu finden ist und das eine deutliche Trennlinie zwischen Mönchen/Nonnen und Laienanhängern zieht. Der WBO steht jedem Menschen offen, der aufrichtig und entschieden dem buddhistischen Pfad folgt, und nicht nur jenen, die sich zu einem klösterlichen Lebenswandel entschließen. Obwohl Ordensangehörige sich bemühen, ein hundertprozentig buddhistisches Leben zu führen, sind sie keine Nonnen oder Mönche. Was wirklich wichtig ist, ist nicht der Lebensstil, dem ein Ordensmitglied folgt, sondern die Ernsthaftigkeit seiner spirituellen Bemühung. Manche Ordensangehörigen führen ein meditatives und klösterliches Leben in einem Retreatzentrum; andere leben mit ihren Familien und gehen normalen Berufen nach. Manche arbeiten in einem "Betrieb rechten Lebenserwerbs", und wieder andere erhalten finanzielle Unterstützung, um ganztags für ihr Buddhistisches Zentrum vor Ort zu arbeiten.

Zum Zeitpunkt ihrer Ordination verpflichten sich alle Ordensangehörigen, eine traditionelle Liste von zehn ethischen Vorsätzen zu üben. Diese stellen ethische Grundprinzipien dar, die alles körperliche, sprachliche und geistige Tun betreffen. Frauen und Männer befolgen die selben Vorsätze und praktizieren völlig gleichrangig.

Das Sinnbild des Westlichen Buddhistischen Ordens ist eine Figur aus der buddhistischen Ikonographie, der Tausendarmige Avalokitesvara: Der WBO möchte aus einem Geist tiefer Harmonie und Einheit handeln, zugleich aber mit tausend ganz verschiedenen Armen in der Welt zum Wohle aller wirken. Inzwischen gibt es weltweit über 1300 Ordensangehörige. Etwa die Hälfte von ihnen lebt in Großbritannien, ein Viertel in Indien und die übrigen in vielen Ländern aller fünf Kontinente.

Der Orden als Praxis

Im WBO gibt es keine Regeln. Der Buddhismus ist ein Pfad individueller Übung, zu dem es gehört ethisch zu handeln, weil man für die eigenen Gedanken und Taten Verantwortung übernommen hat. Der WBO möchte eine freie Vereinigung von Menschen sein, die auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten, und er vertritt die Überzeugung, dass man spirituelle Gemeinschaft nicht durch Zwang erwirken kann. Darum gibt es im Orden keine Vorschriften und Ordensgremien treffen alle Entscheidungen im Konsens.

Ordensangehörige nehmen ihre Aufgabe, eine wahre spirituelle Gemeinschaft zu bilden, ernst, und darum gibt es viele Gelegenheiten für Begegnung und für gemeinsame Praxis. Einmal in der Woche kommen Ordensangehörige in ihren Kapiteltreffen zusammen. Kapitel sind die kleinsten Zellen des Ordens auf lokaler Ebene und umfassen bis zu ca. 10 Ordensangehörige. Ihre wöchentlichen Treffen sind 'spirituelle Workshops', in denen man Praxisfragen besprechen und von Einsichten, Fortschritten oder Schwierigkeiten berichten kann. Einmal im Monat kommen die Ordensangehörigen einer ganzen Region für ein Wochenende zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsam zu praktizieren. Alle zwei Jahre findet ein internationaler Konvent für Ordensangehörige aus der ganzen Welt statt.

Shabda ist die monatlich erscheinende Ordenszeitschrift, durch die Ordensangehörige aus der ganzen Welt miteinander Verbindung halten: Hier wird viel Persönliches erzählt, aber sie ist auch ein lebhaft genutztes Forum für die Diskussion aller möglichen Themen rund um die buddhistische Praxis.

Wie wird man ordiniert?

Ordination stellt eine lebenslange Verpflichtung dar und ist daher ein sehr ernsthafter Schritt. Darum dauert die Vorbereitung darauf in der Regel etliche Jahre.

Jeder kann um Aufnahme in den Orden bitten und dann an den Retreats teilnehmen, die auf Ordination vorbereiten. Diese werden in verschiedenen Teilen der Welt angeboten. In England gibt es zwei Retreatzentren (Padmaloka für Männer und Tiratanaloka für Frauen), die sich auf diese Aufgabe spezialisiert haben. Wer sich auf Ordination vorbereitet, kann überdies zwei erfahrene Ordensangehörige darum bitten, ihn als Mentoren (traditionell: Kalyana Mitras) in diesem Prozess zu begleiten. Gegenwärtig bereiten sich weit über tausend Frauen und Männer auf Ordination vor.

Ordination ist eine Selbstverpflichtung, die von einem Menschen ein großes Maß an Selbstkenntnis verlangt, sowie Erfahrung mit buddhistischer Übung, mit dem FWBO und ausreichend tiefe Freundschaften mit Ordensangehörigen. Die eigentliche Ordination wird von einer Reihe besonders erfahrener und auf diese Aufgabe vorbereiteter Ordensangehöriger geleitet, die man Präzeptoren nennt. Die Präzeptorinnen und Präzeptoren müssen die Menschen, die sie ordinieren möchten, gut kennen und eine gewisse Zeit spirituell begleitet haben. In Rücksprache mit den Kalyana Mitras und anderen Ordensangehörigen, die die betreffende Person gut kennen, besprechen sie, wann jemand für die Aufnahme in den Orden bereit ist.

Die Ordinationszeremonie findet in der Regel im Kontext eines besonderen Ordinationsretreats statt und umfasst eine private Zeremonie unter vier Augen mit dem eigenen Präzeptor und eine öffentliche Zeremonie. Der oder die neue Ordensangehörige erhält dabei eine besondere, auf die eigenen spirituellen Bedürfnisse abgestimmte Meditationspraxis, einen buddhistischen Namen und ein "Kesa", eine Art traditioneller Schärpe mit dem Symbol der drei Juwelen. Der neue Name bringt besondere Eigenschaften des betreffenden Menschen zum Ausdruck und enthält implizit auch den "Auftrag", das im Namen angedeutete spirituelle Potenzial durch beständige Übung zur Entfaltung zu bringen.