FWBO in Deutschland
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FWBO - Gesicht vom Buddha

Foto ©Buddhistisches Zentrum Essen

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Was ist der FWBO?

D ie Essenz des Buddhismus ist unveränderlich und nicht an bestimmte Kulturen oder Zeiten gebunden. Doch die besondere Art und Weise, wie die buddhistischen Grundwahrheiten zum Ausdruck gebracht werden, hat sich schon immer den Bedingungen der jeweiligen kulturellen Situation angepasst. Darum hat die buddhistische Tradition im Laufe der Jahrtausende eine derart bunte und vielfältige Landschaft unterschiedlicher Traditionen und Schulen hervorgebracht.

Der FWBO ist eine der jüngsten Traditionen innerhalb dieser vielfältigen Landschaft. Er wurde 1967 vom Ehrw. Sangharakshita in England gegründet mit dem besonderen Anliegen, die buddhistische Lehre in einer für Westler zugänglichen und im Alltag umsetzbaren Form anzubieten. In nahezu 40 Jahren hat sich aus dem anfangs ungewissen Experiment eine gut etablierte, weltweite buddhistische Gemeinschaft entwickelt, die ein klar aufgebautes Übungssystem und dafür unterstützende Angebote zur Verfügung stellt. Und obwohl sich der FWBO ursprünglich besonders an Westler richten wollte, hat sich unsere Gemeinschaft inzwischen über dieses Ziel hinausentwickelt: Ein großer Zweig des FWBO ist mittlerweile in Indien (unter dem Namen TBMSG) herangewachsen.

In den verschiedenen Untermenüs können Sie eine Menge über uns erfahren: Zum einen ganz Grundlegendes, wie z.B. welche konkreten Praktiken wir unterrichten und wo wir uns in der buddhistischen Tradition einordnen lassen. Andererseits können Sie auch einen Eindruck von einigen eher ungewöhnlichen Facetten des FWBO gewinnen: Wieso unterrichten manche Buddhisten mitten im Trubel eines Festivals auf einer Wiese in einem Zelt Meditation? Was hat es mit buddhistischen Kunst-Zentren auf sich? Kann eine buddhistische Firma wirklich 'anders' funktionieren und dennoch wirtschaftlich erfolgreich sein? Wie engagieren sich Buddhisten in den indischen Slums? Klicken Sie sich durch die verschiedenen Untermenüs, um die vielfältigen Aktivitäten des FWBO kennen zu lernen.

Auch nach 40 Jahren ist die Entwicklung des FWBO nicht abgeschlossen. Eine spirituelle Tradition in einem neuen kulturellen Umfeld zu verankern, braucht viel Zeit und Erfahrung. Darum verstehen wir uns nach wie vor als Lernende. Wir möchten immer weiter erforschen, wie buddhistische Praxis noch wirksamer das Leben vieler Menschen bereichern und verändern kann.

Der FWBO – eine buddhistische Tradition

J ede der buddhistischen Schulen und Traditionen setzt eigene Schwerpunkte und bietet ein in sich stimmiges Übungskonzept. Falls Sie bereits einiges über Buddhismus wissen, möchten Sie vielleicht wissen, wo Sie den FWBO innerhalb der buddhistischen Tradition einordnen können, wie und warum er entstanden ist und welche besonderen Akzente in der Lehre er setzt. Dazu finden Sie einiges Interessantes in den ersten drei Submenüs. Falls solche theoretischeren Fragen Sie weniger interessieren, schauen Sie doch direkt ins Submenü "Praxissystem". Dort erfahren Sie konkret, welche Methoden wir verwenden und wie unser Übungssystem aussieht.

FWBO – Entstehung und Geschichte

Die Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens (FWBO) wurden 1967 von Sangharakshita gegründet, einem Engländer, der zuvor zwanzigJahre als buddhistischer Mönch in Indien gelebt hatte. Nach seiner Rückkehr nach England Mitte der Sechzigerjahre erkannte er, dass eine neue buddhistische Bewegung nötig war, die einerseits den Werten und Lehren der buddhistischen Tradition treu bleiben, andererseits aber den Bedingungen der modernen Welt angemessen sein sollte.

Sangharakshita war der Überzeugung, dass es ein Fehler wäre, zu versuchen einfach eine der bereits bestehenden, ausgeformten asiatischen Schulen des Buddhismus unverändert in die neue Umgebung zu verpflanzen, ohne die großen Unterschiede in Mentalität und Lebensumständen zu berücksichtigen. Andererseits war er nicht bereit, die buddhistische Lehre zu verwässern, um sie dem zeitgenössischen Geschmack anzupassen. Stattdessen beschloss er, sich auf die Kernlehren zu konzentrieren, die allen buddhistischen Schulen gemeinsam sind, und die neu entstehende Bewegung fest in diesen zu verankern.

Sangharakshita begann in einem Londoner Kellergeschoss zu unterrichten und bot dort Meditationseinführungen, Vorträge und Kurse an sowie Meditationszeiten auf dem Land. Sehr schnell bildete sich um ihn herum eine Gemeinschaft von Menschen, die sich von seiner Darlegung des Buddhismus angesprochen fühlten. Ein Jahr nach der Gründung des FWBO entstand der Westliche Buddhistische Orden (WBO), die Ordensgemeinschaft, die den eigentlichen Kern des FWBO bildet. Als die ersten Ordensangehörigen genügend Erfahrung gesammelt hatten, begannen sie selbst Meditation und Buddhismus zu unterrichten. Bald entstanden weitere buddhistische Zentren der FWBO in Großbritannien und auch in anderen Ländern.

Die tief befriedigende und intensive Erfahrung, die sie auf längeren Meditationszeiten – sogenannten Retreats – machten, führte einige der Menschen im FWBO dazu, auch außerhalb der Retreatsituation nach Möglichkeiten für gemeinschaftliches Leben und Praktizieren zu suchen: Es entstanden erste buddhistische Wohngemeinschaften. Der Wunsch, auch die Arbeitssituation so ethisch wie möglich und für die buddhistische Praxis förderlich zu gestalten, führte bald zur Gründung erster "Betriebe Rechten Lebenserwerbs", in denen Buddhisten zusammen arbeiteten.

Der FWBO wuchs in den Siebziger- und Achtzigerjahren schnell an und wurde zu einer der größeren buddhistischen Bewegungen im Westen. Heute gibt es etwa 120 Stadtzentren und Ortsgruppen sowie 17 Retreatzentren des FWBO in über zwanzig Ländern. In Großbritannien, Indien, Australien und Neuseeland ist der FWBO eine der größten buddhistischen Gemeinschaften und gewinnt auch in Westeuropa und den USA zunehmend an Bedeutung.

Der Westliche Buddhistische Orden selbst ist mittlerweile zu einer spirituellen Gemeinschaft von über 1300 Frauen und Männern herangewachsen, die die buddhistische Praxis zum zentralen Anliegen ihres Lebens gemacht haben.

Sangharakshita hat nach und nach seine Verantwortlichkeiten an einige seiner erfahrensten Schülerinnen und Schüler übertragen. Gemeinschaftlich und in Zusammenarbeit mit dem gesamten Orden führen diese seine Arbeit fort: eine dynamische buddhistische Bewegung wachsen zu lassen, die immer weiter zu lernen sucht, wie man so vielen Menschen wie möglich eine wirksame buddhistische Praxis ermöglicht.

Wer Ausführlicheres über die Entstehung des FWBO erfahren möchte, sei auf eine Serie von vier Dokumentarfilmen verwiesen (mit deutscher Untertitelung), die in den meisten FWBO-Zentren ausleihbar sein dürften oder direkt bei ( Lights in the Sky ) bestellt werden können.

Der FWBO in Deutschland

1983 zogen zwei Angehörige des Westlichen Buddhistischen Ordens mit der Absicht nach Deutschland, auch hier den FWBO bekannt zu machen. In den ersten Jahren boten sie quer durch Deutschland Retreats und Wochenend-Workshops zu Buddhismus und Meditation an. Schließlich ließen sie sich im Ruhrgebiet nieder, wo 1988 das Buddhistische Zentrum Essen als erstes deutsches FWBO-Zentrum seine Türen für die Öffentlichkeit öffnete.

Mittlerweile leben in Deutschland etwa 30 Ordensangehörige. Außer in Essen gibt es FWBO-zentren in Berlin und Minden sowie FWBO-Übungsgruppen in Hamburg und Frankfurt. Im Sauerland hat der FWBO seit einigen Jahren ein eigenes Retreat-Zentrum mit dem Namen Vimaladhatu, "reines Reich".

Der FWBO und die buddhistische Tradition

Buddhisten anderer Traditionen, die den FWBO kennen lernen, fragen oft, welcher Traditionslinie wir denn angehören. Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten.

Als Sangharakshita in den Sechzigerjahren nach England zurückkehrte und beschloss, den Dharma im Westen anzubieten, empfand er sich nicht als Vertreter einer bestimmten Traditionslinie des Buddhismus. Obwohl er formell Theravada-Mönch war, war er von Anfang an von der inneren Einheit des gesamten Buddhismus überzeugt gewesen und zählte zu seinen wichtigsten Lehrern auch einen Zen-Lehrer sowie einige tibetische Vajrayana-Meister.

Als er zu unterrichten begann, bezog er daher von Anfang an Lehren und Methoden verschiedener buddhistischer Schulen ein. Er entschied sich dagegen, das abgeschlossene System einer einzelnen Traditionslinie zu übernehmen, die sich ja in Asien unter ganz bestimmten kulturellen Bedingungen und oft in geographischer Isolation von anderen Strömungen entwickelt hatte. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Grundprinzipien des Buddhismus, die allen Schulen gemeinsam sind, und suchte nach Arten und Weisen, diese im Kontext des modernen Westens auszudrücken und zu leben. Er vertraute darauf, dass die Erfahrung zeigen würde, welchen Ausdruck die universellen buddhistischen Prinzipien im neuen Umfeld finden würden, um so einen neuen westlichen Buddhismus hervorzubringen.

Stichwortartig könnte man die Stellung des FWBO innerhalb der buddhistischen Tradition folgendermaßen charakterisieren:

Wir betrachten uns als Erben des Buddhismus als Ganzem. Darum ordnet sich der FWBO keiner einzelnen der in Asien entstandenen Schulen zu, sondern respektiert sie alle und bezieht Inspiration aus der gesamten buddhistischen Tradition. In der Praxis betonen wir vor allem die frühen buddhistischen Lehren, aber vor dem deutlichen Hintergrund des Bodhisattva-Ideals.

Schriften

Beim Studium der buddhistischen Lehre folgt der FWBO keinem vorgeschriebenen Kanon. Dennoch gibt es einige Schriften, die besondere Beachtung gefunden haben und als wichtige Studientexte des FWBO gelten können. Hierzu gehören: der Pali-Kanon; das Bodhicaryavatara von Shantideva; die Prajnaparamita-Sutren (v.a. Herzsutra, Diamantsutra, Ratnaguna-samcayagatha); das Weiße-Lotus-Sutra; das Vimalakirti-Nirdesa-Sutra; das Goldglanz-Sutra.

Besondere Schwerpunkte der Lehre

Grundsätzlich sehen wir uns im FWBO primär einfach als Buddhisten und teilen mit allen anderen Buddhisten die gleichen Grundlehren und Prinzipien. Doch wir setzen, wie jede andere Schule, auch besondere Akzente.

(Die Darstellung einiger dieser Doktrin-Schwerpunkte im folgenden richtet sich vor allem an Menschen, die mit feineren Punkten der buddhistischen Lehre bereits vertraut sind. Daher werden manche Lehrbegriffe an dieser Stelle ohne nähere Erläuterung verwendet. Buddhismus-Neulinge mögen sich hiervon bitte nicht abschrecken lassen!)

Zufluchtnahme ist das Wichtigste

Wenn man fragt, was einen "echten" Buddhisten ausmacht, oder was das Wichtigste im Leben eines Buddhisten ist, sind verschiedene Antworten möglich. Sangharakshita hat immer betont, dass Zufluchtnahme das Allerwichtigste ist – also eine klare existenzielle, emotionale und verstandesmäßige Ausrichtung auf das Ideal der Erleuchtung, auf die Methoden, die der Buddhismus hierfür entwickelt hat und auf die spirituelle Gemeinschaft als Rahmen der Übung. Wenn ein Mensch sich nur aus vollem Herzen auf diese drei "Juwelen" ausrichtet und diese als höchsten Bezugspunkt für sein Leben wählt, kann er sicher gehen, dass er in seiner Übung kontinuierlichen Fortschritt machen wird. Zu sagen, dass der Akt der Zufluchtnahme das Wichtigste ist, heißt aber zugleich anzuerkennen, dass andere Dinge zweitrangig sind: ob etwa jemand als Mönch/Nonne oder als Laie lebt oder welche konkreten Praktiken man übt. Das soll keineswegs bedeuten, dass solche Entscheidungen unwichtig sind, aber sie leiten sich nach Auffassung des FWBO aus der Zufluchtnahme ab; das Wichtigste ist die Aufrichtigkeit und Intensität, mit der jemand Zuflucht zu den Drei Juwelen nimmt.

Das Bodhisattva-Ideal ist ein notwendiger Aspekt von Zufluchtnahme

Aus Sicht mancher buddhistischer Schulen ist Zufluchtnahme einer der ersten Schritte auf dem buddhistischen Übungspfad, und die Hinwendung zum radikal altruistischen Ideal des Bodhisattva, also zum Wunsch nach Erleuchtung zum Wohle aller Wesen, wird als eine höhere Stufe der Übung betrachtet. Im FWBO betrachten wir Zufluchtnahme aber nicht nur als eine Praktik "für den Anfang". Insofern Buddhaschaft die höchste Synthese von Weisheit und Mitgefühl darstellt, muss wirkliche Zufluchtnahme zum Ideal von Erleuchtung auch eine deutlich altruistische Dimension enthalten. Eine rein selbstbezogene Spiritualität ist ein Irrweg. Die Bemühung, das Bodhicitta hervorzubringen, ist demnach keine höhere oder zusätzliche Praktik im Leben eines Buddhisten, sondern die altruistische Dimension von Zufluchtnahme.

Stromeintritt ist in diesem Leben möglich

Sangharakshita hat immer betont, dass ernsthafte Praxis noch in diesem Leben Früchte tragen kann und wird. Als "Stromeintritt" bezeichnet die buddhistische Tradition jenen Punkt in der spirituellen Entwicklung, an dem der oder die Übende transzendente Einsicht erlangt und damit irreversibel auf dem Weg zur Erleuchtung ist. Auch wenn diese Erfahrung noch nicht mit der vollen Erleuchtung gleichzusetzen ist, hat der oder die Übende dann die Gewissheit, nicht mehr zurückfallen zu können. Sangharakshita ist der Überzeugung, dass es bei konsequenter und intensiver Übung möglich ist, noch in diesem Leben Stromeintritt zu erreichen, und hat seine SchülerInnen immer angespornt, dies ernsthaft anzustreben. Das Erwecken des Bodhicitta ist dabei mit dem Stromeintritt verbunden.

Die innere Einheit des Buddhismus

Manche Menschen betrachten die frühen Schulen des Buddhismus als die authentische Form der buddhistischen Lehre und die späteren Formen als Abweichung von der ursprünglichen Lehre. Andere wiederum betrachten die späteren Entwicklungen in der Geschichte des Buddhismus als "höhere" Lehren, die für die begabteren Schüler erteilt wurden. Im FWBO betrachten wir die Geschichte des Buddhismus eher als einen kontinuierlichen Versuch, den immer gleichen Wahrheiten immer neuen Ausdruck zu verleihen. In gewisser Weise könnte man sagen, dass der Buddhismus zu allen Zeiten und an allen Orten immer nur das Gleiche gesagt hat – aber in vielen verschiedenen Sprachen. Jede Lehre, jede Methode ist nur ein Hilfsmittel, ein "Fingerzeig", der zur unfassbaren Erfahrung von Erleuchtung weisen möchte, nicht diese höchste Erfahrung selbst. Und wie verschiedene Finger aus ganz unterschiedlichen Richtungen zu ein und demselben Mond zeigen können, so möchten die verschiedenen Lehren und Schulen auf unterschiedliche Weisen zur gleichen Erfahrung führen, die man Erleuchtung nennt.

Die Lehre vom bedingten Entstehen als grundlegende begriffliche Formulierung der Erleuchtungserfahrung

Das Wesen der Erleuchtungserfahrung ist nicht in Worte zu fassen, darüber sind sich alle Schulen einig. Und doch musste der Buddha zu Worten greifen, um zu versuchen, anderen die transzendente Einsicht zu vermitteln, die ihm zuteil geworden war. Als primären und damit grundlegendsten Ausdruck der Erleuchtungserfahrung auf der Ebene von Begriffen betrachten wir im FWBO die Lehre vom Bedingten Entstehen aller Phänomene (Sanskrit: pratitya-samutpada). Diese Lehre besagt, dass alle Phänomene – vom flüchtigsten Gedanken bis zu Galaxien – in Abhängigkeit von einer Fülle von Bedingungen entstehen und vergehen. Sie ist die allgemeinste Beschreibung der transzendenten Einsicht des Buddha, und damit das philosophische Fundament aller anderen Lehren. So können etwa die Vier Edlen Wahrheiten oder die Sunyata-Doktrin als Konkretisierung bzw. Ausarbeitung dieser Grundlehre betrachtet werden.

Die Bedeutung von Sangha

Im FWBO messen wir dem dritten der Drei Juwelen eine hohe Bedeutung bei. Wenn wir von Zufluchtnahme zum Sangha sprechen, meinen wir nicht nur die – relativ abstrakte – Hinwendung zum Arya-Sangha, also zur transzendenten Gemeinschaft von Erleuchteten, Bodhisattvas und Stromeingetretenen aller Zeiten. Zufluchtnahme zum Sangha muss auch in direktem, intensivem Kontakt mit anderen Übenden Ausdruck finden. Dabei wird im FWBO neben dem "vertikalen" Kontakt mit Lehrerinnen und Lehrern auch die "horizontale" Dimension spiritueller Freundschaft sehr hoch bewertet: Freundschaft unter Übenden auf dem gleichen Erfahrungsniveau wird von Anfängern bis zu erfahrenen Ordensangehörigen sehr ermutigt und gefördert. Diese Form spiritueller Freundschaft kann auch einer ungesunden Abhängigkeit vom Lehrer oder Guru entgegenwirken.

Das Übungssystem des FWBO

Wenn man wenig über Buddhismus weiß, stellt man sich unter "Übungssystem" vielleicht nicht viel mehr als ein Programm diverser Meditationspraktiken vor. So wichtig aber auch Meditation sein mag, ist sie doch nur einer von vielen verschiedenen Aspekten buddhistischer Übung.

Buddhismus zu praktizieren heißt, bereit zu sein, sich zu verändern. Es geht dabei nicht nur darum, ab und zu glückliche meditative Zustände zu erreichen. Buddhismus zielt darauf ab, etwas Grundlegendes im menschlichen Geist und Herz zu bewirken und berührt damit eigentlich alle Lebensbereiche. Darum legt der FWBO Wert auf eine ausgewogene Herangehensweise an den Buddhismus, die Intellekt, Emotionen, Alltag, menschliche Beziehungen und alle anderen Aspekte unserer Persönlichkeit mit einschließt.

Die wesentlichen Eckpunkte unseres Übungssystems lassen sich unter den Überschriften:

zusammenfassen.

Meditation

Meditation ist der direkteste Weg, den eigenen Geist besser zu begreifen und an ihm zu arbeiten. Allgemeines zu diesem Thema finden Sie unter dem Hauptmenü "Meditation", in dem auch unsere beiden Grundtechniken beschrieben werden. Die Vergegenwärtigung des Atems ist eine der ältesten Meditationstechniken und hilft den Geist zu beruhigen und zu konzentrieren. Die Metta Bhavana oder Liebende-Güte-Meditation hilft, eine positive emotionale Grundeinstellung sich selbst und anderen gegenüber zu entwickeln. Diese beiden Praktiken legen das unabdingbare Fundament für alle weiteren Techniken, und die meisten Übenden im FWBO brauchen lange Zeit nichts anderes. Vor allem während intensiverer Übungszeiten können sie durch Gehmeditation und durch die Übung Reinen Gewahrseins ergänzt werden. Regelmäßigkeit ist das A und O einer erfolgreichen Übung. Es kommt nicht darauf an, viele verschiedene Praktiken kennen zu lernen, sondern wenige Praktiken geduldig und ausdauernd zu üben.

Erst nach einer solchen gründlichen Vorbereitung - im Orden selbst und in der Vorbereitung auf Ordination - erlernen Übende im FWBO weitere Meditationsformen, die besonders auf die Entwicklung von Einsicht abzielen. Dazu gehören unter anderem die Sechs-Elemente-Praktik, in der die Prozesshaftigkeit und Vergänglichkeit aller Phänomene kontempliert wird, sowie verschiedene Visualisationspraktiken, die denen des tibetischen Buddhismus verwandt sind. Welche Praktiken in diesem Stadium angebracht sind, variiert von Mensch zu Mensch beträchtlich. Im Orden wird daher ein Fächer verschiedener Techniken gelehrt, aus denen der Einzelne, in Absprache mit seinen Lehrern, mit Bedacht auswählen kann.

Studium der buddhistischen Lehre

Im FWBO legen wir Wert darauf, ein breites Verständnis der buddhistischen Lehre zu vermitteln. Buddhismus ist seinem Wesen nach kein akademisches Fach, in dem es darum geht, theoretisches Wissen anzuhäufen. Er ist vielmehr ein praktisches Instrument, mit dem man an sich selbst arbeiten kann. Es ist sehr wichtig, ein klares intellektuelles Verständnis der verschiedenen Lehren zu erwerben, ebenso wichtig ist es aber, zu lernen, sie in den Alltag zu übertragen. Im FWBO werden Übende ermutigt, die Lehren in direkten Bezug zu ihrem Leben zu setzen.

Abgesehen von Vorträgen und Kursen, die vor allem einen einführenden Charakter haben, bieten wir in unseren Zentren fortlaufende Studiengruppen an, in denen Aspekte der buddhistischen Lehre vertieft werden. Die Teilnehmer lernen hier Inhalte aus der gesamten buddhistischen Tradition kennen. Neben den grundlegenden buddhistischen Lehren, die allen Schulen gemein sind (wie etwa die Vier Edlen Wahrheiten, der Edle Achtfache Pfad, die drei Merkmale bedingten Seins, Ethik, Grundlagen des Abhidharma u.v.m.) werden Lehren des Mahayana vermittelt, insbesondere die Grundeinstellung des Bodhisattvapfades. Die Teilnehmer lernen Schriften der verschiedenen Traditionen kennen, also Sutras aus dem Palikanon ebenso wie Mahayana-Sutras. Das Studium im FWBO folgt keinem festgelegten und rigiden Curriculum, soll aber im Laufe der Zeit dem Einzelnen ein sowohl rundes, als auch tiefes Verständnis der buddhistischen Lehre vermitteln.

Ritual

Alle buddhistischen Schulen kennen und schätzen Zeremonien und Rituale. Auch wenn im Westen viele Menschen zunächst einmal verhalten bis skeptisch auf religiöse Rituale reagieren, können sie doch im "spirituellen Handwerkszeug" eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend ist dabei zu erkennen, dass Rituale nicht einfach leere Formen oder kultureller Zierrat sind, sondern praktische und bewährte Methoden, die die emotionale und intuitive Seite des Menschen ansprechen und in die Übung einbeziehen.

Im FWBO steht Ritual nicht stark im Vordergrund, hat aber seinen berechtigten Platz. Dazu gehören Rezitationen grundlegender Texte (wie etwa die Zufluchten und Vorsätze; Verse zum Lob der Drei Juwelen; das Metta-Sutta; das Herz-Sutra u.a.) wie auch die Übung der "Siebenfältigen Puja" (aus Versen des Bodhicaryavatara von Shantideva). Auch Mantrarezitation wird im FWBO geübt und gelehrt.

Ethik

In traditionell buddhistischen Ländern käme niemand auf die Idee, sich mit Meditation oder dem Studium buddhistischer Lehren zu befassen, ohne sich vorher gründlich in Ethik geübt zu haben. Im Westen geschieht dieser Prozess oft in umgekehrter Reihenfolge: Erst durch Meditation wird dem Übenden bewusster, dass es auch in seinem alltäglichen Verhalten manches gibt, was nicht im Einklang mit den eigenen Idealen und Werten steht.

Im FWBO werden Übende ermutigt, die Grundsätze buddhistischer Ethik (Gewaltlosigkeit, Großzügigkeit, Zufriedenheit, Wahrhaftigkeit und Geistesklarheit, vgl. Hauptmenü "Buddhismus") immer mehr zum Leitfaden für das tägliche Verhalten zu machen. Dies ist ein allmählicher Prozess, der aber im Laufe der Zeit zu tiefgreifenden Veränderungen im Leben führen kann – denn Ethik berührt alle Lebensbereiche, vom Beruf über Familie und Freundschaft bis zum Freizeitverhalten.

Freundschaft

Menschen sind soziale Wesen. Menschliche Beziehungen sind nicht nur lebensnotwendig, sie haben auch eine starke Wirkung auf uns. Darum ist es wichtig, auch diese Dimension unseres Lebens in die buddhistische Übung einzubeziehen. Den wenigsten Menschen gelingt es, über lange Zeit alleine, also ohne Lehrer oder Gemeinschaft, eine wirksame buddhistische Übung aufrecht zu erhalten. Kontakt mit anderen Praktizierenden hilft die Motivation wach zu halten, gibt sowohl Ansporn und Anregungen als auch die notwendige "Reibung" und gelegentlich auch ein nötiges Korrektiv. Im FWBO legen wir großen Wert auf "spirituelle Freundschaft", auf einen lebendigen und aufrichtigen Austausch unter Übenden. Näheres dazu finden Sie unter dem Menü "Spirituelle Gemeinschaft".

Die Kunst, den Dharma zu vermitteln: neue und alte Wege

E ine der großen Begabungen des historischen Buddha scheint die Fähigkeit gewesen zu sein, mit höchst unterschiedlichen Menschen zu kommunizieren. Der Buddha zählte zu seinen Schülern Könige, hochgebildete Brahmanen, einfache Bauern, Bettler und Prostituierte – und es gelang ihm für jeden die passende Sprache zu finden. Er beherrschte philosophische Lehrreden ebenso wie eine mythische Bildersprache oder praktische Gleichnisse aus Politik und Landwirtschaft.

Die Fähigkeit, die buddhistische Lehre – den Dharma – in Worte und Formen zu fassen, die möglichst viele verschiedene Menschen erreichen, wurde zu allen Zeiten geschätzt. Auch im FWBO ist uns dies ein wichtiges Anliegen: Wir möchten den Dharma so vielen Menschen wie möglich zugänglich machen und sind auch bereit, dafür unkonventionelle Wege einzuschlagen.

Unsere Stadtzentren sind sicherlich unser wichtigstes Angebot an die Öffentlichkeit. Hier kann jeder Interessierte meditieren lernen und den Buddhismus kennen lernen. Der FWBO hat aber auch eine Reihe anderer, teils recht ungewöhnlicher Ansätze entwickelt, um Menschen für den Buddhismus zu interessieren. Einige davon können Sie in den Untermenüs kennen lernen.

Buddhistische Stadtzentren des FWBO


Die meisten Menschen begegnen dem Buddhismus erstmals persönlich, indem sie eines Tages durch die Tür eines Buddhistischen Zentrums gehen und einen Vortrag hören oder an einem Kurs teilnehmen. Weltweit gibt es allein im FWBO etwa 120 solcher buddhistischer Stadtzentren oder lokaler Übungsgruppen.

Ein Zentrum des FWBO bietet typischerweise eine ganze Palette an Angeboten – von unverbindlichen "Tagen der offenen Tür" über öffentliche Vorträge und Einführungskurse bis zu regelmäßigen Veranstaltungen für Fortgeschrittene. Gerade die einführenden Veranstaltungen richten sich dabei keineswegs nur an Buddhisten oder solche, die es werden möchten, sondern an jeden, der Interesse hat. Viele Menschen kommen einfach nur zu FWBO-Zentren, um meditieren zu lernen, ohne jegliches Interesse am Buddhismus – und das ist völlig in Ordnung. Man braucht nicht Mitglied zu werden, um an FWBO-Veranstaltungen teilzunehmen. Es steht jedem frei, so viel oder so wenig mitzunehmen, wie man möchte.

Wenn Menschen sich allerdings ernsthafter auf den buddhistischen Übungsweg einlassen möchten, finden sie in einem buddhistischen Zentrum geeignete Rahmenbedingungen dafür. In der Regel bieten Zentren regelmäßige Praxisabende an und Studiengruppen, die sich über längere Zeit mit der buddhistischen Lehre befassen. Oft bildet sich rund um ein buddhistisches Zentrum im Laufe der Zeit eine lebendige Gemeinschaft heraus, die eine Eigendynamik entwickelt: Es bilden sich oft lebenslange Freundschaften und ein Netzwerk gegenseitiger Unterstützung. Aus der Eigeninitiative Einzelner können neue Projekte und Ideen entstehen.

Eine Übersicht der FWBO-Zentren in Deutschland und weltweit finden Sie unter dem Hauptmenü "Zentren".

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Buddha auf der Wiese: Buddhafield

Es gibt viele verschiedene Wege zum Buddhismus, und man kann dem Dharma, der buddhistischen Lehre, an den ungewöhnlichsten Orten begegnen… Wie etwa auf einem der zahlreichen alternativen Open-Air-Festivals in England! Mitten in dieser eigenwilligen Mischung aus Musik, kulturellem Angebot, Spaß und Mystik haben schon Tausende von Menschen im sogenannten "Buddhafield"-Zelt Meditation erlernt und Einführungen in den Buddhismus gehört.

Buddhafield ist ein Team von Menschen innerhalb des FWBO, die sich zu alternativen Lebensformen hingezogen fühlen und die Nähe zur Natur suchen. Das Projekt 'Buddhafield' begann Ende der Achzigerjahre, als einige FWBO-Praktizierende erstmalig das Experiment wagten, beim riesigen "Glastonbury-Festival" Meditation und Buddhismus zu unterrichten. Seitdem hat sich Buddhafield weiterentwickelt und eine Palette verschiedener Aktivitäten hervorgebracht, mit denen auch viele Menschen erreicht werden, die sonst vielleicht nie den Weg in ein buddhistisches Stadtzentrum finden würden:

Camping-Retreats – Buddhafield bietet im Sommerhalbjahr ein eigenes Programm von Retreats (Meditationszeiten) an. Inmitten schöner Naturgebiete zelten die TeilnehmerInnen und alle Aktivitäten finden unter freiem Himmel oder in Zelten statt. Ein respektvoller Umgang mit der natürlichen Umgebung und ein einfaches Leben sind ein wesentlicher Teil der Retreaterfahrung. Das Angebot reicht von einführenden Meditationszeiten über kinderfreundliche Retreats bis zu intensiven Schweigeretreats für Erfahrene. Auch Retreats mit besonderen Themenschwerpunkten werden angeboten, wie z.B. "Buddhismus und Ökologie" oder "Mit den Elementen leben".

Festivals – Ein Teil des Buddhafield-Teams bietet auf verschiedenen alternativen Festivals in ganz England Einführungen in Meditation und Buddhismus an. Mit ihrem Buddhafield-Café, einem eigens gebauten Spezialzelt mit Kücheneinrichtung, versorgen sie die Festivalbesucher mit gesunder vegetarischer Kost.

Buddhafield-Festival – Seit 1999 organisiert Buddhafield jährlich ein eigenes Festival ("freundlich, öko-verträglich, drogen- und alkoholfrei"), eine Art großes buddhistisches Open-Air-Fest, das Spielerisches und Ernsthaftes, Experimentelles und Rituelles miteinander verbindet. Das Festival zieht mittlerweile über 2000 Teilnehmer an, und neben buddhistischer Meditation und Ritual stehen allerlei andere Angebote auf dem Programm: Musik, Tanz, Qi Gong, Diskussionen, Cafés, Verkaufsstände, Workshops, ein Kinderprogramm, Kino, Schauspiel, Kunst, Handwerk, Yoga, Tai Chi, alternative Heilmethoden… (s. Zeitungsartikel der Wellington Weekly News)

Buddhafield/Q – unter diesem Namen hat das Buddhafield-Team einen "Outreach"-Zweig gebildet und experimentiert mit verschiedenen Formen gesellschaftlichen Wirkens. Bislang gehörten dazu: Besuch alter heiliger Stätten Englands (wie etwa die Steinkreise, von denen Stonehenge der bekannteste ist), um dort mit Meditation und Ritual friedensstiftend zu wirken; Straßenretreat; Schulbesuche; Dharma-Yatra, d.h. Friedensmärsche, die bis zu mehreren Wochen dauern und eine Art von Gehmeditation darstellen; Meditation als Aktivismus, wie z.B. 2004 als Menschen aus Protest gegen eine Waffenmesse Meditationen in Londons U-Bahnen organisierten.

Landschaftsschutz – Buddhafield hat kürzlich 20 Hektar Land bei Broadhembury erworben und begonnen, das verwahrloste Gebiet in ein natürliches ökologisches Gleichgewicht zurückzuführen. Nach Gesichtspunkten der Permakultur soll hier ein nachhaltiger Lebensraum mit einem vielfältigen Ökosystem geschaffen werden. Buddhafield möchte im Laufe der Zeit auch in anderen Teilen Englands Land erwerben und mit diesen Projekten einen Beitrag zu einer öko-verträglichen Kultur in Großbritannien leisten.

Sein Grundanliegen bei all diesen Aktivitäten hat Buddhafield in einer Art Mission-Statement zusammengefasst:

Buddhafield – unsere Vision

Buddhafield ist eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, die ihr Leben dem spirituellen Pfad des Buddha gewidmet haben. Wir sind Teil der übergreifenden Gemeinschaft des FWBO, der selbst wieder Teil der weltweiten buddhistischen Tradition ist.

Wir fühlen uns zur Natur als dem primären Kontext für unser Leben und unsere Übung hingezogen – zur Schönheit der Natur, zur lebendigen Erfahrung von wechselseitiger Verbundenheit, die sie uns vermittelt, zu den alten heiligen Stätten und Landschaften um uns herum. Darum möchten wir Naturschutzgebiete und geweihte Plätze schaffen, zu unserem eigenen Nutzen und dem anderer. Wir möchten ein schlichtes Leben auf dem Land führen, nur so viel Technik wie nötig verwenden und in allem, was wir tun, bestmögliche Praxis vorleben.

Wir leben gemeinschaftlich und streben an, alle Aspekte darin einzuschließen: Arbeit, Spiel, Übung und unsere ökonomischen Bedürfnisse zusammenzuführen; empfänglich zu sein für unsere eigenen Erfahrungen wie für die anderer, und als Sangha zu leben, indem wir ein Buddhaland zu unserm Wohle und dem aller Wesen bauen.

Weil wir an den universellen Wert des Dharma glauben sowie an die dringende Notwendigkeit einer harmonischeren Beziehung zur Natur, möchten wir andere in unserer Gemeinschaft willkommen heißen und aktiv auf sie zugehen, indem wir den Dharma lehren und unsere Inspiration, unsere Erfahrung und unsere Werte mit anderen teilen.

Sarva Mangalam – Mögen alle Wesen glücklich sein!

Die eigene Webseite von Buddhafield finden Sie unter www.buddhafield.com

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Alt und doch ganz neu: Buddhismus in Indien

Obwohl Indien die Geburtsstätte des Buddhismus war, starb er vor etwa 800 Jahren dort nahezu völlig aus. Erst im vergangenen Jahrhundert erfuhr der Buddhismus in Indien eine spektakuläre Wiederbelebung, als in den 50er-Jahren Hunderttausende von Menschen im Rahmen von Massenkonversionen zum Buddhismus übertraten. Heute gibt es in Indien über zehn Millionen Buddhisten, von denen die meisten vormals "Unberührbare" waren, also Menschen auf der untersten Stufe der gesellschaftlichen Rangordnung. Um zu verstehen, was für diese Menschen der Buddhismus bedeutet, muss man die tiefgreifende Wirkung des traditionellen hinduistischen Kastensystems begreifen.


Der Hintergrund – das indische Kastensystem

Das hinduistische Kastensystem – ein "System abgestufter Ungleichheit" – spaltete jahrtausendelang die indische Gesellschaft. Die soziale Schicht oder Kaste, in die ein Mensch hineingeboren wurde, betrachtete man als sein verdientes Schicksal und seine Rolle und sein Wert waren dadurch lebenslang festgelegt. Die sogenannten "Unberührbaren" standen sogar noch unterhalb des ganzen Kastensystems und wurden so gering geachtet, dass jeder Kontakt mit ihnen, wie etwa das Teilen eines Brunnens, als 'verseuchend' galt. Bildung, Religion und die grundlegendsten Menschenrechte wurden ihnen verwehrt. Sie galten als Abschaum der Gesellschaft.

Als Indien politisch unabhängig wurde, stieg ein Mann namens Dr. Bhimrao Ambedkar zum politischen Vorkämpfer für die Rechte der Kastenlosen auf. Ambedkar entstammte selbst einer "unberührbaren" Kaste, doch es gelang ihm mit außerordentlicher Begabung und unsagbaren Anstrengungen, sich zu einem der Topjuristen Indiens zu entwickeln. Er wirkte maßgeblich am Entwurf der indischen Verfassung mit, die u.a. das Kastensystem abschaffte und alle Inder vor dem Gesetz gleich stellte.

Doch eine Form sozialer Unterdrückung legal abzuschaffen bedeutet noch lange nicht, ihre gesellschaftliche und psychologische Wirkung aufzuheben. Nach zahlreichen vergeblichen politischen Versuchen, das Stigma der Unberührbarkeit auszumerzen, erkannte Ambedkar, dass nur eine radikale Abkehr vom Hinduismus den vormals Unberührbaren langfristig helfen konnte, die tief im Bewusstsein verwurzelte Einstellung von Minderwertigkeit zu überwinden. Im Buddhismus fand er eine spirituelle Tradition, die die Würde und das unbegrenzte Potential jedes Menschen vertrat. Darum verließ er 1956 mit Hunderttausenden seiner Anhänger in einer historischen Konversionszeremonie den Hinduismus und trat zum Buddhismus über.

Die "neuen" Buddhisten Indiens

Für die "neuen" Buddhisten Indiens ist der Buddhismus daher viel mehr als nur eine religiöse Lehre unter anderen. Er ist für sie der Rettungsring, der ihnen zu einem wahren menschlichen Status verholfen hat. Er hat daher für sie eine viel stärkere soziale und politische Dimension als für Buddhisten im Westen.

1978 nahmen einige Angehörige des Westlichen Buddhistischen Ordens (WBO) mit diesen neuen Buddhisten Indiens Kontakt auf. Es zeigte sich schnell, dass qualifizierte spirituelle Unterweisung dringend erwünscht und nötig war. Der FWBO fand in Indien enorme Resonanz und ist dort mittlerweile unter dem Namen Trailokya Bauddha Mahasangha Sahayak Gana (TBMSG) fest etabliert. Etwa ein Viertel des Ordens, also derzeit über 300 Ordensangehörige, sind Inder. Die Dharma-Aktivitäten umfassen wie im Westen vor allem das Unterrichten von Meditation und Buddhismus in zahlreichen Stadt- und Retreatzentren. Um den Buddhismus in diesem, vom Westen so verschiedenen gesellschaftlichen Kontext erfolgreich umzusetzen, müssen aber auch neue Wege beschritten werden.

Besondere Akzente der Dharma-Aktivitäten in Indien

Sozialarbeit - Weil die meisten der indischen Buddhisten aus sozial benachteiligten Schichten stammen, ist soziales Engagement ein wesentlicher Bestandteil ihrer buddhistischen Praxis. In Indien ist Buddhismus viel weniger eine Privatangelegenheit des Einzelnen als im Westen, sondern wird als eine Kraft betrachtet, die auf die gesamte Gemeinschaft positiv und transformierend wirkt. Ein wichtiger Aspekt der FWBO-Gemeinschaften dort sind daher soziale Projekte, die von Kindergärten über medizinische Versorgung bis zu Berufsbildungsprogrammen reichen. (s. auch Karuna-Trust)

Würde stärken – der Buddhismus lehrt, dass jeder Mensch das volle Potenzial für Buddhaschaft besitzt. Um aber wirklich an dieses unermessliche eigene Potenzial glauben zu können, ist ein gewisses Maß an Selbstvertrauen nötig, ein Erleben der eigenen Würde. Der FWBO hat in Indien verschiedene Aktivitäten entwickelt, die gezielt dabei helfen sollen, die tiefverwurzelten Gefühle von Minderwertigkeit zu überwinden: Kulturelle Angebote helfen einer Gemeinschaft, eine eigene Identität und Selbstvertrauen zu entwickeln. Die gezielte Förderung von Kindern und Jugendlichen (durch Kindergärten und schulbegleitende Programme) schafft gute Startvoraussetzungen. Dies wird durch kulturelle Angebote für Kinder ergänzt, wie etwa Zeichen-, Schauspiel-, Rhetorikkurse. Karateunterricht für Kinder und Erwachsene hat sich bewährt, um die eigene Stärke und Standfestigkeit zu erleben. Alphabetisierungsprogramme für Erwachsene helfen, die Grundvoraussetzungen an Bildung zu erwerben.

Frauenförderung - Die Rolle von Frauen und Mädchen war jahrtausendelang von Unterordnung und Minderwertigkeit geprägt. Daher richten sich einige Angebote des TBMSG gezielt an Frauen: Ausbildungsprogramme für Frauen schaffen die Grundlage für wirtschaftliche Unabhängigkeit; besondere Retreats für Frauen vermitteln eine Erfahrung von Autonomie. Allein schon die Tatsache, dass im FWBO und im Orden selbst Frauen und Männer völlig gleichrangig praktizieren, fördert ein radikales Umdenken beider Geschlechter.

Asvagosha – Um auch Menschen zu erreichen, die durch ihr geringes Bildungsniveau keinen Zugang zu Büchern und dergleichen haben, ist die buddhistische Laienschauspielgruppe Asvagosha entstanden. Das Team von Ashvagosha reist in Dörfer und vermittelt buddhistische Werte und Lehren durch Gesang und Theaterspiel. Die gespielten Szenen setzen bei den ganz konkreten Problemen der Menschen an: Alkoholismus, Arbeitslosigkeit oder Gewalt gegen Frauen werden thematisiert und buddhistische Handlungsansätze aufgezeigt.

Die Landbevölkerung erreichen

Um Menschen in ländlichen Gegenden zu erreichen, reisen Ordensangehörige regelmäßig in die Dörfer und nehmen lange Wege in Kauf, um die Menschen vor Ort zuunterrichten.

Nähere Informationen finden Sie (in englischer Sprache) unter: www.karuna.org

Den Buddhismus in die Schulen bringen

Interreligiöses und interkulturelles Lernen ist ein wichtiges Instrument für die Entwicklung von Frieden und Toleranz in der Gesellschaft. Dies sollte bereits bei Kindern und Jugendlichen beginnen. In Großbritannien gehören die großen Weltreligionen bereits ab der Grundschule zum Pflichtlehrplan an allen Schulen. In Deutschland ist dies zwar nicht der Fall, doch angesichts des allgemein gestiegenen Interesses am Buddhismus entscheiden sich immer mehr Lehrer den Buddhismus im Religions- oder Ethikunterricht, meist zwischen der 10. und 12. Klasse vorzustellen.

Im FWBO bemühen wir uns darum, Lehrer bei dieser Aufgabe aktiv zu unterstützen:

Schulklassenbesuche

Die meisten FWBO-Zentren bieten Schulklassen die Gelegenheit, einmal vorbei zu schauen und vor Ort mit praktizierenden BuddhistInnen ins Gespräch zu kommen. Dabei erleben die Schülerinnen und Schüler die besondere Atmosphäre eines buddhistischen Zentrums und haben die Möglichkeit, selbst Meditation auszuprobieren. Oft haben die SchülerInnen bereits im Unterricht einiges über den Buddhismus gehört und kommen mit vorbereiteten Fragen, die sie hier sehr viel praxisnaher besprechen können.

Vor allem aber erleben sie hier "waschechte" Buddhisten, die weder aus einem fremden Kulturkreis stammen noch in anderer Weise besonders exotisch wirken – und erleben so, dass Buddhismus etwas ist, das hier und heute wirklich umgesetzt werden kann. Dass dies eine wertvolle Erfahrung ist, lässt sich an der wachsenden Zahl von Lehrern ablesen, die jedes Jahr aufs Neue mit einer Klasse vorbeikommen. Im Jahr 2002 waren allein im Buddhistischen Zentrum in Essen 810 Schüler zu Gast.

Unterrichtsmaterial

In der Zusammenarbeit mit Lehrern wurde schnell deutlich, dass es großen Bedarf an authentischem, von Buddhisten selbst entwickeltem Unterrichtsmaterial gibt. 1999 produzierte darum ein Team von BuddhistInnen im FWBO das Medienpaket "Buddhismus heute", das seitdem über Medienstellen erhältlich ist sowie an Schulen direkt verkauft wird.

Buddhismus heute - Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe I

Das Medienpaket "Buddhismus heute" behandelt grundlegende Aspekte des Buddhismus - den Buddha, den Dharma und den Sangha. Diese "Drei Juwelen" - der Religionsgründer, seine Lehre und seine Gemeinschaft - sind die zentralen Werte für Buddhisten in aller Welt. Vier Videofilme vermitteln ihre Bedeutung nah am Lebensalltag von Buddhisten in Ost und West. Das begleitende Lehrerhandbuch bietet den Lehrern Hintergrundinformationen und konkrete Anregungen für den Unterricht mit fotokopierbaren Arbeitsblättern und Diskussionsvorschlägen. "Buddhismus heute" ist eine überarbeitete Übertragung aus dem Englischen. Als Vorlage diente das Medienpaket 'Living Buddhism' des Clear Vision Trust.
(Bestellung: über das Buddhistische Zentrum Essen.)

Lehrerfortbildungen

Die meisten Lehrer für die Fächer Religion, Ethik oder Praktische Philosophie haben den Buddhismus im Rahmen ihrer Ausbildung höchstens gestreift. Um dem gestiegenen Interesse am Buddhismus gerecht zu werden, sind daher Fortbildungsmaßnahmen gefragt. Im FWBO wurden in Zusammenarbeit mit lokalen Schulreferenten bereits einige Fortbildungsveranstaltungen angeboten, in der Regel in Form von Tagesseminaren. Die Inhalte können auf die Vorkenntnisse und besonderen Interessen der Teilnehmer zugeschnitten werden.
(Info: Buddhistisches Zentrum Essen)

Geschichten-Erzählen

"Pathways" ist ein Projekt in Großbritannien, das Geschichtenerzähl-Workshops für Grundschulen und Sekundarstufe anbietet. Mit Methoden der Theaterpädagogik und traditioneller Erzählkunst lernen die Schüler Geschichten aus der buddhistischen Überlieferung kennen. Dabei werden ethische Fragen in spannender Form thematisiert, Szenen werden nachgespielt und laden zum Nachdenken und Mitfühlen ein. Der Erzählstoff umfasst je nach Alter der Schüler Jataka-Geschichten sowie verschiedene Episoden aus dem Leben des Buddha.

Links zu diesem Thema:

Angebote für besondere Zielgruppen

Der Buddhismus richtet sich an alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Rasse, kulturellem Hintergrund, Bildungsniveau etc. Jeder Mensch kann meditieren lernen und die buddhistischen Lehren und Methoden mit Erfolg anwenden.

Um aber tatsächlich Menschen aus den verschiedensten Bevölkerungsgruppen zu erreichen, können spezielle Angebote hilfreich sein. An manchen der größeren FWBO-Zentren werden daher Meditations- und Buddhismuskurse, Tagesveranstaltungen oder Retreats für besondere Interessengruppen angeboten.


Bisher gehörten hierzu etwa:

  • Farbige
  • Schwule und Lesben
  • Menschen aus pflegenden Berufen
  • Junge Leute
  • Aktivisten für soziale Gerechtigkeit
  • HIV-positive Menschen

In solchen Kursen können die besonderen Anliegen der betreffenden Gruppe berücksichtigt werden. Die TeilnehmerInnen haben die Gelegenheit, Aspekte der Meditation oder der buddhistischen Lehre mit Menschen aus einem ähnlichen Erfahrungshintergrund zu besprechen, und daher konkreter auf Fragen ihres spezifischen Alltags anzuwenden.

Solche Veranstaltungen gehören noch nicht zum Standard-Angebot der meisten FWBO-Zentren, sondern entstehen aus der Initiative und den besonderen Möglichkeiten einzelner Lehrender. Grundsätzlich ist es aber unser Anliegen, immer aktiver und – wo nötig – spezifischer auf Menschen aller Bevölkerungsgruppen zuzugehen.

Indirekte Methoden: Kunst und Kultur

"Der Buddhismus wird erst dann fest im Westen verwurzelt sein, wenn er gelernt hat, die Sprache westlicher Kultur zu sprechen." (Sangharakshita)

Der wichtigste "Treibstoff" für spirituelle Übung sind die Emotionen. Emotionen setzen Menschen in Bewegung, sie sind es, die letzten Endes darüber entscheiden, ob ein Mensch etwas tut oder nicht – und viel weniger der Verstand oder Intellekt. Der Buddhismus hat es schon immer verstanden, mit verschiedenen Methoden das reiche emotionale Innenleben der Menschen anzusprechen, und auf dieser Ebene echte Sehnsucht nach spiritueller Entwicklung zu wecken: Rituale, Feste und Hingabeübungen gehören ebenso dazu wie reiche Farben und Formen, visuelle Symbole (wie Buddhafiguren und -bilder), Lautsymbole (wie die Rezitation von Mantras), Kunst und Architektur. Darum wirkte der Buddhismus auch überall, wo er im Laufe seiner Ausbreitung Wurzeln schlug, befruchtend und bereichernd auf die kulturelle Entwicklung.

Kunst zu genießen oder selbst zu erschaffen – in Malerei, Bildhauerei, Dichtung, Musik oder Theater – kann dazu beitragen, die Wahrnehmungsfähigkeit, Sensibilität und damit die Bewusstseinszustände zu verfeinern. Insofern kann Kunst eine wichtige unterstützende Rolle in der spirituellen Übung spielen. Doch gerade in diesem Bereich ist es wichtig, eine Brücke zwischen Ost und West zu schlagen: Wir verfügen im Westen über ein sehr reiches kulturelles Erbe. Es ist die Aufgabe westlicher BuddhistInnen, diesen Reichtum für die spirituelle Übung aufzuschließen. Sangharakshita spricht davon, eine neue buddhistische Kultur zu erschaffen, die authentisch buddhistisch ist und dennoch die Sprache westlicher Kultur spricht.

Im FWBO wird daher großer Wert auf die Pflege von Kunst und Kultur gelegt. Es gibt viele freischaffende Künstler, Musiker und Schriftsteller im FWBO. Manche von ihnen haben traditionelle buddhistische Bildnisse hervorgebracht, die von ihrem Ausdruck her mehr dem ästhetischen Empfinden und den Kunstformen des Westens entsprechen. Andere arbeiten ganz im Rahmen westlicher Kunsttraditionen. Zwei größere musikalische Bühnenwerke entstanden in den vergangenen Jahren, die buddhistische Themen zum Inhalt haben.

In Großbritannien öffneten 1993 zwei buddhistische Kunstzentren ihre Türen: Das London Buddhist Arts Centre sowie das Evolution Arts & Health Centre in Brighton. Neben Ateliers für freischaffende Künstler aus der FWBO-Gemeinschaft werden hier verschiedenste Kurse angeboten, von Zeichnen und Ölmalerei über Tanz und Fotografie bis zu kreativem Schreiben.

"Urthona" ist eine vierteljährlich erscheinende buddhistische Kunstzeitschrift des FWBO. Seit 1992 ist es Urthonas Anliegen, die Künste und die Kultur der Welt aus einem buddhistischen Blickwinkel zu beleuchten, sowie buddhistische Künstler und große Gestalten der Vergangenheit vorzustellen.

Unter dem Namen "Wolf at the Door" bieten zwei Ordensangehörige seit Jahren sehr erfolgreiche Workshops in kreativem Schreiben an. Ihr Anliegen ist es "die Wildheit der Imagination in den Alltag zu bringen" und durch das Wecken von Vorstellungskraft verborgene Energien freizusetzen.

Links zu diesem Thema:

Einige persönliche Homepages von FWBO-Künstlern:

Indirekte Methoden: Körperarbeit

Der buddhistische Übungspfad ist im Wesentlichen ein systematisches Training des Geistes. Direkte Methoden der Arbeit am Geist oder Bewusstsein sind Meditation und Reflexion, doch der Buddhismus kennt auch eine Fülle von "indirekten" Methoden, auf den Geist positiv einzuwirken.

Hierzu gehören auch bestimmte Formen der Körperarbeit. Körper und Geist sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Abgesehen davon, dass körperliche Gesundheit und Vitalität eine gute Basis für die Übung von Meditation darstellen, können Körperübungen dabei helfen, die Aufmerksamkeit zu schulen und allmählich mehr nach innen zu richten. Das gilt besonders für Disziplinen wie z.B. Yoga, Tai Chi oder Karate, die eine große Betonung auf Achtsamkeit und Konzentration bei der Ausführung der Bewegungen legen.

Aus diesem Grund bieten viele FWBO-Zentren als Teil ihres Programms auch Formen der Körperarbeit an. Es geschieht nicht selten, dass Menschen über das Training des Körpers – indem sie lernen nach innen zu spüren und z.B. Blockaden und verschiedene Formen feiner oder grober Energie mehr wahrzunehmen – , überhaupt erst Interesse an inneren Prozessen und an einem Training des Geistes entwickeln. Insofern können körperliche Disziplinen wie z.B. Yoga eine Vorbereitung auf und eine Brücke zur Meditation darstellen.

Zum Beispiel…

  • Eine der an FWBO-Zentren häufiger unterrichteten Formen von Körperarbeit ist Iyengar-Yoga, eine besonders präzise und dynamische Form von Hatha-Yoga. Die Iyengar-Methode fördert Konzentration durch die genaue Arbeit in den Stellungen. Kraftvolle Arbeit in den Übungen setzt Energie frei und erhöht die Widerstandskraft gegen Krankheiten. Entspannung erreicht man, indem man lernt, zugleich kraftvoll und wach zu üben und gleichzeitig innerlich still und gelassen zu bleiben, eine Einstellung, die sich positiv auf Psyche, Alltag, Gesundheit und Arbeit auswirkt.
    Seit 1978 unterrichtet Dharmapriya Iyengar-Yoga und ist damit einer der erfahrensten Iyengar-Lehrer Deutschlands. Er unterrichtet vorwiegend in Deutschland, aber auch in Dänemark, Frankreich, England und Mexiko. Seit 1995 bildet er im Rahmen des Iyengar-Verbandes Yogalehrer in Deutschland aus.
    Informationen zu Terminen etc. finden Sie unter: www.seedwiki.com/wiki/dharmapriya
  • Die FWBO-Zentren in London und Manchester betreiben Gesundheitszentren mit dem Namen Bodywise. Beide werden als "Betriebe rechten Lebenserwerbs" von Teams von BuddhistInnen geführt, obgleich auch nicht-buddhistische Therapeuten hier arbeiten. Von Yoga über Akupunktur, Alexandertechnik und Reiki bis zu Massage bieten die Bodywise-Zentren ein breites Spektrum von Körperarbeit und alternativen Therapieformen an.
    Infos unter: www.bodywisehealth.org (london) und www.bodywisenaturalhealth.co.uk (Manchester)

Der FWBO – eine lebendige spirituelle Gemeinschaft

E ine interessante Begebenheit aus dem Leben des Buddha berichtet, wie sein Cousin und langjähriger Begleiter Ananda einmal nach tiefer Reflexion ausrief: "Spirituelle Freundschaft ist das halbe spirituelle Leben!" Darauf ermahnte ihn der Buddha freundlich und sagte: "Nein, Ananda, sage das nicht. Spirituelle Freundschaft ist nicht das halbe, sie ist das ganze spirituelle Leben!"

Diese Worte des Buddha versucht der FWBO sehr ernst zu nehmen.

Die traditionelle Form, sich zum Buddhismus zu bekennen, besteht darin zu sagen, dass man zum Buddha, seiner Lehre und seiner Gemeinschaft (also zum Buddha, Dharma und Sangha) Zuflucht nimmt. Der Gemeinschaft, dem "Sangha" wird also überall in der buddhistischen Tradition großer Wert beigemessen. Wenn wir dem buddhistischen Pfad folgen möchten, brauchen wir andere Menschen, von denen wir lernen können. Wir brauchen einerseits den Kontakt mit erfahreneren Übenden, mit Menschen, die ein tieferes Verständnis der buddhistischen Lehre haben als wir, die uns persönliche Anleitung geben und ein gelebtes Vorbild sein können. Ebenso wichtig ist aber auch der Kontakt mit Praktizierenden auf dem gleichen Erfahrungsnivau. Hier können wir uns austauschen und gegenseitig ermutigen und gerade solche Freundschaften können der entscheidende Faktor sein, der uns durch Krisenzeiten retten kann, die unweigerlich irgendwann auftreten werden. Spirituelle Übung ist herausfordernd und wir brauchen dazu alle Unterstützung, die wir bekommen können.

Im FWBO überlassen wir das Entstehen von solchen tiefen Verbindungen zwischen Übenden nicht dem Zufall, sondern versuchen, ihr Entstehen aktiv zu fördern. Studiengruppen, Ordinationsvorbereitungs-Gruppen, die lokalen "Kapitel" im Orden, sowie Projekte, in denen Menschen zusammen leben und/oder zusammen arbeiten, bieten konkrete Rahmenbedingungen, in denen sich durch regelmäßigen Kontakt Freundschaften entwickeln können. Letztendlich möchte der FWBO keine Organisation im herkömmlichen Sinne sein, sondern vor allem ein echtes Netzwerk persönlicher spiritueller Freundschaften.

Im FWBO praktizieren: der Einstieg

Obwohl die meisten lokalen FWBO-Gruppen ihrer juristischen Form nach eingetragene Vereine sind, kann man im FWBO nicht im formellen Sinne "Mitglied" werden. Es gibt keine Mitgliederlisten, Mitgliedergebühren oder ähnliches. Man kann an Veranstaltungen des FWBO so oft oder so selten teilnehmen, wie man möchte, ohne jegliche Verpflichtungen einzugehen.

Für Menschen, die bereits regelmäßiger kommen, bieten wir weiterführende Angebote an. Viele Menschen kommen über Jahre immer wieder und ziehen offensichtlich Nutzen aus dem Gelernten, ohne je den Wunsch zu hegen, sich zum Buddhismus zu bekennen oder mit dem FWBO eine verbindlichere Beziehung einzugehen.

Andere empfinden nach einer gewissen Zeit das Bedürfnis, einen deutlicheren Schritt zu vollziehen und dem Buddhismus einen ausdrücklicheren Platz in ihrem Leben zu geben. Wer das möchte, dem steht es offen im FWBO "Mitra" zu werden. Das Sanskrit-Wort Mitra bedeutet einfach Freund/Freundin, der Betreffende bringt damit also zum Ausdruck, dass er sich mit dem Westlichen Buddhistischen Orden freundschaftlich verbunden fühlt. In einer kleinen Zeremonie und im Beisein einiger Menschen aus der Gemeinschaft bringt der oder diejenige dann dem Schrein die drei traditionellen Opfergaben dar – eine Blume, eine Kerze und ein Räucherstäbchen. Später rezitiert er oder sie mit den anderen gemeinsam die Formel der "Zufluchten und Vorsätze".

Mit diesem einfachen Ritual bringt man drei Dinge zum Ausdruck: Erstens erklärt man sich damit zur Buddhistin bzw. zum Buddhisten. Zweitens erklärt man, dass man die fünf grundlegenden ethischen Vorsätze des Buddhismus üben möchte: Nicht absichtlich zu töten oder zu verletzen; nichts zu nehmen, was einem nicht gegeben wurde; in sexuellen Beziehungen niemanden auszubeuten oder zu verletzen; nicht unwahrhaftig zu sprechen; und keine den Geist trübenden Substanzen zu konsumieren. Drittens bringt man damit zum Ausdruck, dass man den FWBO als konkreten Kontext für die weitere buddhistische Übung wählt.

Für Mitras gibt es an den meisten Zentren besondere Angebote, vor allem längerfristig angelegte Studiengruppen, besondere Retreats u.ä.

Wer unsere Programme aufmerksam liest, wird bemerken, dass viele – wenn auch keineswegs alle – der Angebote für Fortgeschrittene entweder für Frauen oder für Männer ausgeschrieben sind. Das gilt insbesondere für Studiengruppen und für intensivere Retreats. Das mag zunächst verblüffen, doch die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Menschen es in Abwesenheit des anderen Geschlechts leichter finden, sich zu entspannen und emotional zu öffnen. In einer reinen Frauen- bzw. Männergruppe kann es leichter fallen, alte Rollen loszulassen, Vertrauen zu entwickeln und einfach aufrichtig man selbst zu sein. Außerdem können Frauen und Männer manchmal recht unterschiedliche Herangehensweisen an ihre Praxis haben oder andere Schwerpunkte setzen. Darum ist es auch so wichtig und erfreulich, dass im FWBO unter den Lehrenden sowohl Frauen als auch Männer vertreten sind.

Vom Lernen und vom Lehren
– oder: Wo sind die Gurus?

Der FWBO kennt keine formelle "ekklesiastische" Hierarchie. Sogar der Orden selbst hat kein offizielles spirituelles Oberhaupt. Doch auch wenn Lehrer-Schüler-Beziehungen nicht formell geregelt sind, bilden sie einen unerlässlichen Teil buddhistischer Übung.

Im FWBO werden zwei Dimensionen von spiritueller Freundschaft unterschieden: sogenannte "horizontale Freundschaften" mit Übenden auf dem etwa gleichen Erfahrungsniveau und sogenannte "vertikale Freundschaften" mit Menschen, die in ihrer spirituellen Übung erfahrener sind. Erstere sind wichtig, weil sie ein wertvolles Netz gegenseitiger praktischer und moralischer Unterstützung bieten. Freundschaft der zweiten Art wird in den buddhistischen Schriften "Kalyana Mitrata" genannt (Sanskrit, wörtl.: Edle Freundschaft). Kalyana Mitras können Anleitung und Führung geben und schon allein dadurch, dass sie selbst ein lebendiges Vorbild für buddhistische Praxis sind, den Übenden ermutigen und inspirieren.

Im FWBO ermutigen wir das Entstehen solcher Kalyana Mitra-Beziehungen, aber wir legen Wert darauf, dass sie aus echten menschlichen Beziehungen wachsen und nicht rein formellen Charakter haben. Einem Übenden kann daher niemals ein Lehrer oder eine Lehrerin "zugewiesen" werden, sondern das Lehrer-Schüler-Verhältnis wächst allmählich und in natürlicher Weise in dem Maße, in dem sich Vertrauen und Respekt bilden. Meist knüpfen Übende solche Kontakte mit mehreren Ordensangehörigen, so dass sich statt einer einzigen, exklusiven Lehrer-Schüler-Beziehung eher eine ganze Bandbreite von unterschiedlichen, hilfreichen Beziehungen entwickelt.

In Vorbereitung auf Ordination ist es möglich zwei Kalayana Mitras um ein verbindlicheres Band zu bitten. Bei gegenseitigem Einverständnis wird dies dann in einer kleinen Zeremonie formell besiegelt, und die beiden Kalyana Mitras nehmen dann eine aktivere spirituelle Begleitung des jeweiligen Übenden auf.

Als Buddhist leben – konventionelle und alternative Lebensstile

U m über längere Zeit eine buddhistische Praxis aufrecht zu erhalten, ist es wichtig, auch äußerlich unterstützende Bedingungen zu schaffen. Wie man lebt, wie man arbeitet, in welcher Umgebung man den größten Teil seines Tages verbringt, hat eine enorme Rückwirkung auf die Bemühungen in der spirituellen Praxis. Eine Stunde Meditation am Tag kann allein nicht aufwiegen, womit man die übrigen 23 Stunden verbringt. Eine langfristig erfolgreiche Praxis hängt darum davon ab, inwieweit es uns gelingt, so viele Lebensbereiche wie nur möglich zu Stützen unserer Praxis zu machen.

Die meisten Menschen, die im FWBO praktizieren, führen einen äußerlich ganz gewöhnlichen Lebenswandel, sie leben mit ihren Familien, mit einem Partner oder alleine und gehen ganz normalen Berufen nach. Manche möchten aber auch ihren äußeren Lebensumständen einen ausdrücklich buddhistischen Rahmen geben, sie wollen mit anderen Buddhisten zusammen leben und/oder arbeiten. Aus diesem Wunsch heraus sind im FWBO buddhistische Wohngemeinschaften entstanden, sowie sogenannte "Betriebe des Rechten Lebenserwerbs", d.h. Wirtschaftsunternehmen, in denen Buddhisten zusammen arbeiten. Einer kleinen Minderheit jedoch ist auch dies nicht radikal genug: Diese Menschen suchen eine Lebensform, die einen entschiedenen Rückzug aus der Mainstream-Gesellschaft darstellt und optimale Bedingungen für tiefe Meditation bietet, und wählen das Leben in einem Vihara, oder buddhistischen Kloster.

Im FWBO propagieren wir nicht einen bestimmten Lebensstil vor allen anderen. Im Gegenteil: Wir schätzen Vielfalt und sind der Überzeugung, dass es einer spirituellen Gemeinschaft gut bekommt, wenn in ihr Menschen aus vielen unterschiedlichen Lebensweisen zusammenkommen.

Welche Lebensweise auch immer man wählt: Jede birgt ihre besonderen Chancen für die buddhistische Übung und auch ihre eigenen Gefahren. In den Untermenüs erfahren Sie, wie der FWBO versucht, Menschen in verschiedenen Lebensumständen zu unterstützen.

Beruf und buddhistische Praxis

Berufstätigkeit macht einen sehr großen Anteil der Wachzeit der meisten Menschen aus. Es ist darum unvermeidlich, dass die Art unserer Arbeit, das Arbeitsumfeld und unsere Haltung dabei eine tiefe Wirkung auf unser Bewusstsein haben. Für BuddhistInnen, die sich ja entschieden haben aktiv an ihrem Geist und ihren Bewusstseinszuständen zu arbeiten, heißt das, dass sie versuchen sollten ihre berufliche Tätigkeit in ihre Übung einzubeziehen.

Leider haben Menschen oft eine Neigung, ihr Leben gedanklich in verschiedene "Bereiche" aufzuspalten. Gerade zu Beginn des buddhistischen Übungsweges kann das Gefühl entstehen, zwischen der formellen spirituellen Übung – etwa in Meditation, bei Gesprächen, Ritualen oder Dharma-Studium im örtlichen buddhistischen Zentrum – und dem Berufsalltag bestünde eine unüberbrückbare Kluft.

Im FWBO wird Wert darauf gelegt, die buddhistischen Lehren und Übungen wirklich für die gewöhnlichen Alltagssituationen anwendbar zu machen. Manche buddhistische Zentren haben darum spezielle Angebote für Berufstätige, wie etwa Wochenend-Workshops oder fortlaufende Studiengruppen zum Thema "Arbeit und Praxis". Hier können Themen erforscht werden wie: der eigene Umgang mit Energie und Leistung; Achtsamkeit; Ethik im Beruf; Rechte Rede am Arbeitsplatz; Beruf und Statusgefühl; Authentizität im beruflichen Umfeld; der Umgang mit Lob und Kritik und vieles mehr. Gelegentlich werden solche Angebote durch ein persönliches "Coaching" durch einen erfahrenen Ordensangehörigen ergänzt.

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Buddhistische Praxis im Familienkontext

Buddhistinnen und Buddhisten, die Kinder haben, stehen oft vor besonderen Herausforderungen: Wie bekommt man Beruf, Kinder, Haushalt unter einen Hut und schafft es zusätzlich, ausreichend Zeit für Meditation, Reflexion und den wichtigen Kontakt mit spirituellen Freunden zu finden?

Dass dies möglich ist, beweisen die vielen Menschen im FWBO, die mit ihren Familien leben und zugleich in ihrer buddhistischen Übung und der Gemeinschaft voll engagiert sind. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Praxis im Familienkontext liegt darin, keine künstliche Trennung zwischen diesen beiden Aspekten des Lebens zu ziehen, sondern alle Situationen des Familienalltags als Gelegenheit für buddhistische Übung zu begreifen.

Mit verschiedenen Angeboten versucht der FWBO Familien hierbei zu unterstützen. So bieten etwa viele Zentren Familienretreats an. Ein solches Familienretreat bietet den Erwachsenen eine Gelegenheit, sich mit anderen Übenden über besondere Fragen und Schwierigkeiten der Praxis im Familienkontext auszutauschen, während die Kinder auf spielerische Weise grundlegende buddhistische Lehren und Rituale kennen lernen können.

Manche Zentren bieten auch spezielle Elterngruppen an, in denen Väter und Mütter buddhistische Lehren unter dem Blickwinkel ihrer besonderen Lebenssituation erforschen. Bei buddhistischen Festen wird häufig ein Programm für Kinder angeboten. Manche Zentren bieten auch spezielle Tage oder Kurse für Kinder oder Jugendliche an, in denen Aspekte der buddhistischen Lehre in altersgemäßer Form erarbeitet werden.

Eltern, die dies wünschen, können ihre neugeborenen Kinder in einer buddhistischen Namensgebungszeremonie feierlich willkommen heißen. Eine solche Zeremonie stellt keine Art von "Taufe" dar, in der die Kinder Buddhisten werden, denn eine solche Entscheidung kann nur eigenständig im mündigen Alter getroffen werden . Sie ist eher eine Willkommens- und Segensfeier, mit der das Kind von der Familie und dem Freundeskreis rituell willkommen geheißen wird.

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Eine alternative Lebensform: Buddhistische Wohngemeinschaften

In traditionellen buddhistischen Kulturen Asiens war die wichtigste Alternative zu Familie und Beruf das Leben in einem Kloster. Wenn jemand keine Familie gründen wollte und stattdessen einen besonders förderlichen Rahmen für die buddhistische Übung suchte, gab es kaum eine andere Wahl als Mönch oder Nonne zu werden.

Heute haben wir viel mehr Alternativen und nur sehr wenige Menschen im Westen fühlen sich zu einem klösterlichen Leben hingezogen. Doch noch immer machen Menschen die Erfahrung, dass kollektive Situationen – also das Zusammenleben und gemeinsame Praktizieren mit anderen Buddhisten – überaus unterstützend wirken können.

Aus dieser Erfahrung heraus haben sich im FWBO buddhistische Wohngemeinschaften entwickelt. FWBO-Wohngemeinschaften sind so unterschiedlich wie die Menschen, die in ihnen leben: Ihr Erscheinungsbild reicht von ein paar Freunden, die sich ein Haus teilen, bis zu intensiven Situationen mit einem geregelten Programm von gemeinsamer Meditation, Studium, Ritual und Gemeinschaftsabenden. Am häufigsten findet man reine Frauen- bzw. Männerwohngemeinschaften, denn diese haben sich in der Praxis am besten bewährt.

Das Leben in einer buddhistischen Wohngemeinschaft bietet einen idealen Kontext, um spirituelle Freundschaft zu vertiefen, denn im Zusammenleben lernt man einander sehr viel besser kennen als bei wöchentlichen Begegnungen in einem buddhistischen Zentrum! Mit Menschen zusammenzuleben, die die gleichen Ideale teilen, kann unterstützend und ermutigend sein – und gelegentlich auch herausfordernd. Und es kann sehr dabei helfen, die eigene Übung konsequenter vom Meditationskissen in den Alltag zu übertragen.

Eine alternative Arbeitsform: buddhistische Betriebe "rechten Lebenserwerbs"

Es gibt viele Berufe, die insofern "rechten Lebenserwerb" darstellen, als sie ihrer Natur nach ethisch sind. Eine ganz besondere Form rechten Lebenserwerbs enstand im FWBO jedoch in den 70-er Jahren, als Menschen sich in Teams zusammentaten, um Geld für buddhistische Projekte zu verdienen. Sie bemerkten schnell, dass gemeinsames Arbeiten in sich selbst eine spirituelle Übung sein konnte, eine Art Arbeitsfeld für Gewahrsein, Kooperation und Eigeninitiative.

Heute gibt es im FWBO zahlreiche buddhistische Betriebe rechten Lebenserwerbs, darunter Bioläden, vegetarische Restaurants und Gesundheitszentren. Das größte dieser Unternehmen, Windhorse Trading, ist ein Großhandel für Geschenkartikel mit einer angeschlossenen Ladenkette. Es beschäftigt etwa 200 Menschen in Großbritannien, Irland, Spanien und Deutschland.

Solche buddhistischen Betriebe Rechten Lebenserwerbs unterscheiden sich in verschiedener Hinsicht von gewöhnlichen Unternehmen:

  1. Obwohl sie ihren MitarbeiterInnen ausreichend finanzielle Unterstützung bieten, zahlen sie keine Gehälter im gewöhnlichen Sinne. Die Höhe der Unterstützung bemisst sich nicht nach der Art der Beschäftigung (ein Manager erhält also nicht mehr als ein Lagerarbeiter), sondern nach den individuellen Bedürfnissen der Menschen (wer Kinder hat, benötigt mehr als ein Single). Die finanzielle Unterstützung soll den MitarbeiterInnen eine einfache Lebensweise ermöglichen, die alle Grundbedürfnisse befriedigt, ohne aber einen Anreiz zu unnötigem Konsum oder dem Anhäufen persönlichen Besitzes darzustellen.
  2. Sie bemühen sich um hohe ethische Maßstäbe. Betriebe Rechten Lebenserwerbs vermeiden Produkte und Aktivitäten, die Menschen oder der Umwelt schaden, und bemühen sich einen positiven Beitrag in der Welt zu leisten. So bemüht sich z.B. Windhorse Trading um faire Handelsbeziehungen mit seinen Lieferanten in der Dritten Welt. Im Umgang mit Kunden, Lieferanten oder Partnern herrscht absolute Ehrlichkeit und ein freundlicher Umgangston. Auch innerhalb der Betriebe wird ein aufrichtiges und respektvolles Miteinander gefördert, das frei von Manipulation und Ausbeutung ist.
  3. Sie bieten einen Kontext für das Entstehen von spiritueller Freundschaft oder Kalyana Mitrata. Zusammen zu arbeiten ist die vielleicht effizienteste Weise, andere gut kennen zu lernen. Im Arbeitsalltag treten Gewohnheiten deutlich zu Tage, und er bietet ein reiches Übungsfeld für die Entwicklung von Geduld, Achtsamkeit, Freundlichkeit und Kooperationsfähigkeit. Buddhistische Betriebe schaffen in der Regel Gelegenheiten (wie etwa wöchentliche Zusammenkünfte der MitarbeiterInnen), in denen solche Themen besprochen werden. Hier können die MitarbeiterInnen sich über ihre eigene spirituelle Übung im Arbeitsalltag austauschen und gegenseitig darin unterstützen.
  4. Der erwirtschaftete Gewinn wird nicht behalten, sondern für hilfreiche Zwecke gespendet. Im Laufe der Jahre haben FWBO-Betriebe große Summen Geld gespendet: zur Unterstützung indischer Slum-Bewohner oder tibetischer Flüchtlingskinder ebenso wie für spezifisch buddhistische Aktivitäten. So unterstützen manche Betriebe ihr örtliches buddhistisches Zentrum oder stellen Gelder für neue buddhistische Projekte zur Verfügung.

Die Entwicklung rechten Lebenserwerbs war kein Kinderspiel. Viele FWBO-Unternehmen wurden mit mehr Idealismus als Geld und mit mehr gutem Willen als Know-How gegründet und viele haben nicht überlebt. Doch es gab auch große Fortschritte und heute existieren eine ganze Reihe buddhistischer Betriebe, die sowohl ihren MitarbeiterInnen eine spirituell fruchtbare Arbeitssituation bieten, als auch wirtschaftlich erfolgreich sind.

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Die radikale Alternative: Leben im Vihara

Seit es den Buddhismus gibt, gab es immer auch Menschen, die sich in ganz entschiedener Weise vom Trubel der normalen Welt zurückziehen wollten, um sich ganz einem Leben der Meditation und Kontemplation zu widmen. Schon zur Zeit des Buddha gab es neben den LaienanhängerInnen und den in größeren Klostergemeinschaften organisierten Mönchen und Nonnen auch Waldeinsiedler und allein lebende Wanderasketen.

Auch heute gibt es Menschen, die solch ein Leben führen möchten – ob nun für einige Jahre oder auf unbestimmte Zeit. Im FWBO sehen wir diesen Lebensstil als einen wichtigen Beitrag zu unserer Gemeinschaft, denn Menschen, die sich über längere Zeit derart intensiv ihrer formellen spirituellen Übung widmen, können tiefe Meditationserfahrung und Einsicht in die Gemeinschaft einbringen . Noch steckt die Entwicklung solcher Möglichkeiten im FWBO allerdings in den Kinderschuhen. Doch Anfänge sind durchaus vorhanden:

Schon seit 1986 existiert "Guhyaloka" (wörtl.: "Der geheime Ort"), ein abgelegenes Tal in Südspanien, das ganz der intensiven buddhistischen Übung gewidmet ist. Neben einem Retreatzentrum, das hauptsächlich für viermonatige Ordinationsretreats verwendet wird, und dem Unterstützungsteam, das dauerhaft im Tal lebt, um das Retreatzentrum und das Land zu versorgen, existiert in einem abgelegenen Teil des Tales ein kleines Vihara. Hier lebt eine noch sehr kleine Gemeinschaft von Männern, die ein vollständig klösterliches Leben führen und sich völlig der Meditation und dem Studium widmen. ( www.guhyaloka.com/valley.htm )

In der Dandenong Ranges Buddhist Community in Australien ist ein ähnliches Projekt für Frauen in Vorbereitung. Schon vor einigen Jahren wurde hier vom FWBO Land erworben und ein Vihara ins Leben gerufen. Leider wurde die Entwicklung durch heftige Buschfeuer um einige Jahre zurückgeworfen. ( www.fwbo.org.au/drbc/Events/Vihara.html )

Eine Zwischenform zwischen dem konsequenten Vihara-Leben und dem Leben rund um ein lebhaftes buddhistisches Stadtzentrum bieten Retreatzentren auf dem Land. In den größeren FWBO-Retreatzentren lebt oft eine Gemeinschaft von Menschen, die das jeweilige Zentrum betreuen und unterhalten. Obgleich das Leben in einem solchen Retreatzentrum durchaus arbeitsreich und nicht immer meditativ ist, bietet es eine dem klösterlichen Leben ähnliche Konzentration: Leben, Arbeiten und gemeinsame Praxis mit anderen BuddhistInnen in einer ablenkungsarmen Umgebung. Solche Retreatgemeinschaften existieren derzeit in Großbritannien, Spanien, den USA, Indien und Neuseeland.

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Keine Nabelschau: der FWBO und soziales Engagement

I st es möglich, buddhistische Praxis als eine rein individuelle Angelegenheit zu betrachten, ohne Einfluss auf die Umgebung , in welcher die Übenden leben? Der FWBO meint: Nein.

Die Entwicklung von Mitgefühl, die Erkenntnis unserer innigen Verbundenheit mit der Welt, ist ein wesentlicher Bestandteil buddhistischer Übung. Oft sind die Motive dafür, eine regelmäßige Meditationspraxis aufzunehmen, zunächst rein persönlich: Man sucht für sich selbst innere Ruhe, Ausgeglichenheit usw. Eine wirksame Meditationspraxis wird im Laufe der Zeit aber immer auch unser Gewahrsein für die Welt um uns herum öffnen. Wir werden empfänglicher für die Belange anderer. Darum hat buddhistische Praxis immer auch eine soziale Dimension. Buddhisten suchen nicht nur persönliche Erleuchtung, sondern suchen auch nach Möglichkeiten, auf die Gesellschaft, in der sie leben, positiven Einfluss zu nehmen.

Vieles davon geschieht aus individueller Initiative heraus und im kleinen Rahmen. So engagieren sich etwa Ordensangehörige und andere Übende ehrenamtlich als Gefängnis-Seelsorger, in der Sterbebegleitung, Jugendarbeit oder als Mediatoren. Überdies sind viele Menschen im FWBO beruflich in sozialen Bereichen tätig und bemühen sich als Sozialarbeiter, Lehrer, Psychologen, Ärzte, Altenpfleger u.ä. darum, aus einer Haltung von Mitgefühl und Verbundenheit zu handeln und eine positive Wirkung auf ihr berufliches Umfeld zu haben.

Darüber hinaus gibt es aber auch einzelne größere, kollektive Projekte gesellschaftlichen Engagements im FWBO. Das größte davon ist sicherlich der Karuna-Trust, eine englische Hilfsorganisation, die seit 25 Jahren mit großem Erfolg zahlreiche Initiativen in Indien finanziell unterstützt. Lesen Sie Näheres hierzu und zu anderen Projekten des FWBO in den jeweiligen Untermenüs.

Helfen, wo es am nötigsten ist: der Karuna-Trust

Seit 1980 arbeitet der Karuna-Trust, eine englische Hilfsorganisation des FWBO, mit einigen der benachteiligtesten Menschen Indiens. Viele dieser Menschen stammen aus der untersten Schicht des früheren indischen Kastensystems, unter dem sie als "Unberührbare" galten. Noch heute leben viele von ihnen unter unwürdigsten Bedingungen, ohne angemessenen Wohnraum, medizinische Versorgung oder Ausbildung. Der Karuna-Trust finanziert Projekte wie z.B. Slum-Kindergärten, Krankenstationen oder Erwachsenenbildung und verbessert damit die Lebensbedingungen Tausender von Menschen.

Ziel von Karuna ist es, Würde und Selbstvertrauen zu fördern und die Schranken zwischen Kasten und Religionen zu überwinden. Die Projekte stehen jedem offen, der Hilfe benötigt. Viele der von Karuna unterstützten Projekte stehen unter der Leitung von Karunas indischer Partnerorganisation Bahujan Hitai, die ebenfalls von Ordensangehörigen des WBO geführt wird. Mittlerweile unterstützt Karuna aber auch etliche vielversprechende Projekte anderer indischer Organisationen.

Einige Tätigkeitsfelder von Karuna:

Ausbildung

Ausbildung ist einer der wichtigsten Faktoren, die Menschen befähigen, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Dennoch bringen in Indien Millionen von Kindern ihre Schullaufbahn nicht zum Abschluss, weil ihre Armut und familiären Bedingungen es nicht zulassen. Karuna sieht daher Ausbildung als den wichtigsten Beitrag zur Überwindung von Armut. Zu den gegenwärtigen Projekten in diesem Bereich gehören:

  • 70 Kindergärten für 2500 Kinder
  • 30 Nachhilfeklassen für 896 Schüler
  • 11 Alphabetisierungskurse für 262 Frauen und Mädchen
  • Kindertagesstätte in Poona für 30 Kinder, deren Mütter in der Backsteinfabrik nebenan arbeiten.
  • Schule für 200 tibetische Flüchtlingskinder in Kalimpong, die neben einem modernen Curriculum die tibetische Sprache und Kultur vermittelt.
  • 18 Schüler-Wohnheime, in denen beinahe 1000 Mädchen und Jungen aus armen Verhältnissen ihre Ausbildung weiterführen können. Diese Wohnheime verhindern, dass Kinder vorzeitig ihre Schullaufbahn abbrechen, um beim Geldverdienen zu helfen, und geben die notwendige Begleitung und Unterstützung beim Lernen.
  • Straßenschule für obdachlose Kinder, die im Bahnhof von Gaya leben und arbeiten.
  • Schule für Waisen und mittellose Kinder in Sikkhim

Gesundheit

  • Die Krankenstation in Poona bietet in acht Slumdistrikten medizinische Grundversorgung und erreicht damit eine Bevölkerung von 12.000 Menschen. Sie richtet sich besonders an Mütter und Kinder unter fünf Jahren. Die Mitarbeiterinnen (ausschließlich Frauen!) stammen aus der örtlichen Gemeinschaft, und können so das Vertrauen der Menschen gewinnen. Sie konzentrieren sich vor allem auf Impfungen, Familienplanung und die Vorbeugung von Mangelernährung und verwenden dabei einfache, kostengünstige Methoden.
  • Eine zentrale Klinik in Poonas Dapodi-Distrikt versorgt täglich 30 Patienten.
  • Krankenstation in Nagpur

Kulturelle Angebote

Kulturelle Angebote waren schon immer ein wichtiger Aspekt von Karunas Arbeit, denn sie helfen Menschen aus benachteiligten Gemeinschaften Selbstvertrauen und Selbstachtung zu entwickeln. In diesem Bereich unterstützt Karuna gegenwärtig:

  • Asvagosha, ein Team von Laienschauspielern, die in Dörfern und städtischen Slums mit Hilfe von Theater, Liedern und Geschichten die drängendsten sozialen Probleme thematisieren, wie etwa Alkoholismus, Frauenbildung u.a.
  • 20 Karatekurse für 415 Jungen und Mädchen
  • Sport und Kulturangebote für Kinder

Finanzielle Unabhängigkeit

Karunas Projekte zielen immer darauf ab, Menschen von Hilfe unabhängig zu machen. Dazu gehören auch die berufliche Ausbildung und Starthilfe. Karuna unterstützt in diesem Bereich zur Zeit:

  • 14 Ausbildungskurse zur Schneiderin für 198 Frauen
  • Mikrokredit-Vergabe durch Frauen-Spargemeinschaften
  • 3 Läden zum Verkauf handwerklicher Produkte
  • ein Kunsthandwerks-Projekt
  • 2 landwirtschaftliche Projekte
  • ein Trainingsprogramm zur Ausbildung von bis zu 40 SozialarbeiterInnen jährlich.

Nähere Informationen, insbesondere zu den neueren Projekten Karunas finden Sie (in englischer Sprache) unter: www.karuna.org

Buddhismus und ökologisches Gewahrsein: das P.S.-Netzwerk

Der Buddhismus vermittelt ein Weltbild, das nicht statisch ist, sondern das die Prozesshaftigkeit aller Phänomene betont: Nichts besteht eigenständig und in völliger Unabhängigkeit vom Rest des Universums, sondern alle Dinge stehen in Verbindung miteinander, beeinflussen einander, fließen in unergründbar komplexen Wechselbeziehungen dahin…

Es ist offensichtlich, dass solch ein Weltbild große Nähe zu einer "ökologischen" Betrachtungsweise aufweist. Seit jeher weiß der Buddhismus darum, wie innig der Mensch in das Netz von Natur, Tier- und Pflanzenwelt eingebunden ist. Wie einige alte Schriften eindrucksvoll belegen, wurde schon zur Zeit des Buddha großer Wert auf einen respektvollen und gewaltfreien Umgang mit anderen Lebewesen und den natürlichen Ressourcen gelegt.

Im FWBO hat sich ein informelles Netzwerk von BuddhistInnen gebildet, deren Anliegen es ist, das Gewahrsein hierfür angesichts der gegenwärtigen ökologischen Krise zu verstärken und konkrete Umweltschutz-Initiativen zu propagieren.

Das "P.S.-Netzwerk"

P.S. ist die Abkürzung von pratitya samutpada, eine der zentralen Lehren des Buddha über die Bedingtheit und Verwobenheit aller Erscheinungen. Das P.S.-Netzwerk möchte:

  • die Relevanz traditionell buddhistischer Lehren für gegenwärtige ökologische Fragen herausarbeiten und bekannter machen
  • alle Buddhisten einladen, einem Fünf-Punkte-Programm zu folgen, das zum Schutz der natürlichen Umgebung notwendig und für jeden realisierbar ist, und das sich aus buddhistischen Prinzipien ableiten lässt (s.u.)
  • in regelmäßigen Abständen Kampagnen zu konkreten Themen initiieren (z.B. Wechsel zu Anbietern von Ökostrom u.ä.)
  • Materialien, Anregungen und inspirierende Texte zum Thema Ökologie zur Verfügung stellen
  • ökologisch engagierte Buddhisten miteinander vernetzen, um Kräfte zu bündeln

Bislang ist P.S. vor allem in Großbritannien etabliert, und fast alle FWBO-Zentren haben dort mindestens einen offiziellen P.S.-Vertreter. In Deutschland hat sich ebenfalls eine kleine P.S.-Gruppe gebildet (Kontakt über das Buddhistische Zentrum Essen)

Das Fünf-Punkte-Programm von P.S.

  1. Weniger konsumieren
    Der Buddhismus lehrt ein einfaches Leben, das Glück nicht in materiellen Dingen sucht. Zufriedenheit und die Überwindung von Gier sind zentrale Werte in der buddhistischen Lehre. Eine ernsthafte buddhistische Übung schließt mit ein, dass man immer wieder die eigenen Konsumgewohnheiten überprüft und in Frage stellt: Was brauchen wir wirklich, und welche "Bedürfnisse" werden uns nur eingeredet?
  2. Weiser konsumieren
    In immer mehr Bereichen des Konsums haben wir die Möglichkeit zwischen verschiedenen Produkten zu wählen. Mit jeder Kaufentscheidung geben wir unsere Stimme ab für die Art von Welt, die wir wünschen. Zu unserer Übung von Ethik gehört also auch, sich zu informieren und weise zu wählen: gegen Produkte, die durch Ausbeutung oder Verletzung von Mensch, Tier und Natur hergestellt wurden und für Produkte, die nachhaltig und ethisch produziert wurden. So kann unser Geld eine Menge positiver Initiativen unterstützen: Biolandbau, Tierschutz, fairen Handel, lokale Produkte, Energieersparnis u.v.m.
  3. Kohlendioxid-neutral leben
    Eines der drängendsten ökologischen Probleme ist der durch den Treibhauseffekt drohende globale Klimawandel. Die Hauptursache hierfür ist Kohlendioxid-Ausstoß. Wir können vieles tun, um unseren eigenen Beitrag hierzu zu mindern: weniger Auto fahren, Flugverkehr und lange Transportwege von Produkten vermeiden, effizienter heizen, Strom sparen und zu Strom aus erneuerbaren Quellen wechseln… P.S. lädt alle Buddhisten ein, ihren Kohlendioxid-Ausstoß so weit zu reduzieren wie irgend möglich und dann ihren verbleibenden Ausstoß zu berechnen und durch Finanzierung von Baumpflanzungen zu kompensieren. Entsprechende Berechnungshilfen und Adressen sind z.B. auf der P.S.-Homepage zu finden.
  4. Naturschutzgebiete erschaffen und erhalten
    Das Kernproblem, das zu Umweltzerstörung führt, ist ein spirituelles: Wir erkennen nicht unsere wechselseitige Verbundenheit mit allen anderen Formen des Lebens. Eine der direktesten Methoden ein Gefühl der Verbundenheit zu stärken besteht darin, der Tier- und Pflanzenwelt um uns herum direkt nutzen. Sowohl gemeinschaftlich als auch im kleinen, privaten Bereich können wir Schonräume für die Natur einrichten.
  5. Das Bewusstsein schärfen
    P.S. betrachtet es als Aufgabe jedes Buddhisten, das Gewahrsein unserer Verbundenheit und Vernetztheit mit unserer natürlichen Umgebung zu entwickeln. P.S. strebt danach ökologisches Gewahrsein als festen Teil der ethischen Praxis moderner Buddhisten zu verankern, und nicht als Sonderinteresse gewisser alternativer Randgruppen.

Die ausführliche, englischsprachige Homepage von P.S. finden Sie unter: www.ecopractice.fwbo.org

Im Alter betreuen, beim Sterben begleiten: Hospizarbeit im FWBO

Einer der Bereiche sozialer Arbeit, in denen Menschen im FWBO Deutschland bislang gemeinsam aktiv geworden sind, ist die Betreuung kranker und alter Menschen.

Am Buddhistischen Zentrum Minden hat sich eine "Lebensbeistandsgruppe" gebildet, deren Mitglieder Altenheime besuchen und dort ehrenamtlich in Einzel- und Gruppenarbeit Senioren, Demente und jüngere Mehrfacherkrankte betreuen. In individueller Absprache werden auch Sterbende über kürzere oder längere Zeit zu Hause oder im Krankenhaus begleitet. Alle 14 Tage treffen sich die Mitglieder der Gruppe, um sich auszutauschen. Die Reflexion über die persönliche Motivation, die eigene Haltung, ethische Fragen u.ä. auf der Grundlage der buddhistischen Praxis ist dabei eine wichtige Voraussetzung. Die Mindener Beistandsgruppe ist Mitglied im „Netzwerk Hospiz im Kreis Minden-Lübbecke” (Kontakt über das Buddhistische Zentrum Minden).

Auch am Buddhistischen Zentrum Essen entstand der Wunsch, für die Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen einen professionellen Rahmen zu schaffen. Nach mehrjähriger Vorbereitung bildete sich im März 2005 der gemeinnützige Verein Hospizdienst Mandala e.V. . Er bietet kostenlose Sterbegleitung und Palliativberatung an. Ehrenamtlich engagieren sich hier mittlerweile ca. 20 ausgebildete Frauen und Männer aus dem Großraum Ruhrgebiet unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Berufen. Die meisten haben eine buddhistische Lebensorientierung, sind aber offen für unterschiedliche soziale, ethische und religiöse Gesichtspunkte. Die Koordinatorin steht für palliativ-medizinische und pflegerische Fragen zur Verfügung. Sie organisiert auch die Begleitungen, die Aus- und Fortbildung und hilft beim Aufbau eines umfassenden Betreuungsnetzes. Seit 2006 ist der Verein Mitglied im Palliativnetz Bochum.

Falls Sie Interesse an einer Begleitung oder Beratung durch den Hospizdienst Mandala haben oder sich dort fortbilden oder ehrenamtlich engagieren möchten, wenden Sie sich bitte an:
Hospizdienst Mandala e.V.,
An den Lothen 9 a,
44892 Bochum,
Tel. 0234 / 280921,
www.hospizdienst-mandala-ev.de
e-mail: hospizdienst-mandala-ev@web.de

Die Anliegen und Ziele seiner Arbeit hat der Hospizdienst Mandala in der Präambel seiner Vereinssatzung zusammengefasst:

"Sterben heißt leben bis zuletzt"

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, schwerkranke und sterbende Menschen in der letzten Phase ihres Lebens durch eine ambulante Hospizarbeit und Palliativberatung zu begleiten. Der Wunsch der Mehrheit der Menschen ist es, in der Umgebung zu sterben, in der sie sich zu Hause fühlen. Unser Anliegen besteht darin, die physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Grundbedürfnisse in ihrer Bedeutung für den Einzelnen wahrzunehmen und auf dieser Basis individuelle Unterstützung anzubieten.

Dazu gehört:

  • nicht alleine zu sein
  • frei und selbst bestimmen zu dürfen
  • in Ängsten und Unsicherheiten ernstgenommen zu werden
  • die eigene Glaubens- und Lebensgeschichte reflektieren zu können
  • als Betroffene und Angehörige beraten, unterstützt und entlastet zu werden, insbesondere durch Zusammenarbeit mit verschiedenen Professionen (Ärzten, Pflegediensten u.a. sozialen Einrichtungen).

In diesem Sinne verstehen wir unsere Tätigkeit wie ein Mandala: die Zusammenführung zahlreicher unterschiedlicher Elemente zu einer Einheit. Achtsamkeit, Mitgefühl und Respekt für die gesamte Situation des sterbenden Menschen stehen für uns dabei im Zentrum unserer Bemühungen. Um Menschen in dieser Krisen- und Übergangszeit beistehen zu können, ist ein hohes Maß an Reflexion über die eigenen Ängste in Bezug auf Sterben und Tod unabdingbar.

Nur wenn wir Sterben als einen natürlichen Teil des Lebens sehen, sind wir in der Lage, mit der/m Sterbenden ein Stück des Weges zu gehen, eine Hand zu reichen und gleichzeitig den Menschen so sein zu lassen, wie er ist.

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Schmerzmanagement und Stressbewältigung durch Achtsamkeit: "Breathworks"

Meditation und andere Methoden der Achtsamkeitsschulung können ein hochwirksames Mittel sein, einen positiven Umgang mit physischen Schmerzen zu finden. Seit 2001 bietet das FWBO-Projekt "Breathworks" in Manchester (England) Kurse zu Schmerzmanagement für Menschen mit chronischen Krankheiten an. Das Projekt wurde mit Unterstützung der "Millenium Commission" von Vidyamala gegründet, die infolge einer Wirbelsäulenverletzung seit ihrer Jugend selbst mit chronischem Schmerz umgehen lernen musste. Andere langjährige Ordensangehörige unterrichten mittlerweile ebenfalls bei Breathworks. Aufgrund des großen Erfolges der gelehrten Methoden wurden auch Kurse in Stressbewältigung ins Programm aufgenommen.

Das Programm vermittelt verschiedene Methoden der Achtsamkeitsschulung, wie Entspannungsübungen, Atemgewahrsein, Meditation, sowie andere Strategien des Selbstmanagements. Die angewandten Methoden helfen Menschen, den Empfindungen von Schmerz kreativ und positiv zu begegnen, auch wenn sich die Schmerzquelle selbst nicht heilen lässt. Obgleich in den Kursen buddhistische Meditationstechniken unterwiesen werden, sind sie völlig säkulär ausgerichtet und wenden sich an Menschen aller Glaubensrichtungen.

Die Homepage von Breathworks mit näheren Informationen finden Sie unter www.peacemind.co.uk

Der Westliche Buddhistische Orden

D as eigentliche Herzstück der Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens ist der Westliche Buddhistische Orden (WBO) selbst. Der WBO ist eine spirituelle Gemeinschaft von Männern und Frauen, die sich klar dafür entschieden haben, dem buddhistischen Pfad zur Erleuchtung zu folgen. Dieses Streben – das man traditionell Zufluchtnahme zu Buddha, Dharma und Sangha nennt – haben Ordensangehörige zum zentralen Anliegen ihres Lebens gemacht. Und sie haben als Rahmen für ihre Übung den WBO gewählt.

Der WBO ist eine Alternative zu dem Modell, das in vielen Formen des Buddhismus in Asien zu finden ist und das eine deutliche Trennlinie zwischen Mönchen/Nonnen und Laienanhängern zieht. Der WBO steht jedem Menschen offen, der aufrichtig und entschieden dem buddhistischen Pfad folgt, und nicht nur jenen, die sich zu einem klösterlichen Lebenswandel entschließen. Obwohl Ordensangehörige sich bemühen, ein hundertprozentig buddhistisches Leben zu führen, sind sie keine Nonnen oder Mönche. Was wirklich wichtig ist, ist nicht der Lebensstil, dem ein Ordensmitglied folgt, sondern die Ernsthaftigkeit seiner spirituellen Bemühung. Manche Ordensangehörigen führen ein meditatives und klösterliches Leben in einem Retreatzentrum; andere leben mit ihren Familien und gehen normalen Berufen nach. Manche arbeiten in einem "Betrieb rechten Lebenserwerbs", und wieder andere erhalten finanzielle Unterstützung, um ganztags für ihr Buddhistisches Zentrum vor Ort zu arbeiten.

Zum Zeitpunkt ihrer Ordination verpflichten sich alle Ordensangehörigen, eine traditionelle Liste von zehn ethischen Vorsätzen zu üben. Diese stellen ethische Grundprinzipien dar, die alles körperliche, sprachliche und geistige Tun betreffen. Frauen und Männer befolgen die selben Vorsätze und praktizieren völlig gleichrangig.

Das Sinnbild des Westlichen Buddhistischen Ordens ist eine Figur aus der buddhistischen Ikonographie, der Tausendarmige Avalokitesvara: Der WBO möchte aus einem Geist tiefer Harmonie und Einheit handeln, zugleich aber mit tausend ganz verschiedenen Armen in der Welt zum Wohle aller wirken. Inzwischen gibt es weltweit über 1300 Ordensangehörige. Etwa die Hälfte von ihnen lebt in Großbritannien, ein Viertel in Indien und die übrigen in vielen Ländern aller fünf Kontinente.

Der Orden als Praxis

Im WBO gibt es keine Regeln. Der Buddhismus ist ein Pfad individueller Übung, zu dem es gehört ethisch zu handeln, weil man für die eigenen Gedanken und Taten Verantwortung übernommen hat. Der WBO möchte eine freie Vereinigung von Menschen sein, die auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten, und er vertritt die Überzeugung, dass man spirituelle Gemeinschaft nicht durch Zwang erwirken kann. Darum gibt es im Orden keine Vorschriften und Ordensgremien treffen alle Entscheidungen im Konsens.

Ordensangehörige nehmen ihre Aufgabe, eine wahre spirituelle Gemeinschaft zu bilden, ernst, und darum gibt es viele Gelegenheiten für Begegnung und für gemeinsame Praxis. Einmal in der Woche kommen Ordensangehörige in ihren Kapiteltreffen zusammen. Kapitel sind die kleinsten Zellen des Ordens auf lokaler Ebene und umfassen bis zu ca. 10 Ordensangehörige. Ihre wöchentlichen Treffen sind 'spirituelle Workshops', in denen man Praxisfragen besprechen und von Einsichten, Fortschritten oder Schwierigkeiten berichten kann. Einmal im Monat kommen die Ordensangehörigen einer ganzen Region für ein Wochenende zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsam zu praktizieren. Alle zwei Jahre findet ein internationaler Konvent für Ordensangehörige aus der ganzen Welt statt.

Shabda ist die monatlich erscheinende Ordenszeitschrift, durch die Ordensangehörige aus der ganzen Welt miteinander Verbindung halten: Hier wird viel Persönliches erzählt, aber sie ist auch ein lebhaft genutztes Forum für die Diskussion aller möglichen Themen rund um die buddhistische Praxis.

Wie wird man ordiniert?

Ordination stellt eine lebenslange Verpflichtung dar und ist daher ein sehr ernsthafter Schritt. Darum dauert die Vorbereitung darauf in der Regel etliche Jahre.

Jeder kann um Aufnahme in den Orden bitten und dann an den Retreats teilnehmen, die auf Ordination vorbereiten. Diese werden in verschiedenen Teilen der Welt angeboten. In England gibt es zwei Retreatzentren (Padmaloka für Männer und Tiratanaloka für Frauen), die sich auf diese Aufgabe spezialisiert haben. Wer sich auf Ordination vorbereitet, kann überdies zwei erfahrene Ordensangehörige darum bitten, ihn als Mentoren (traditionell: Kalyana Mitras) in diesem Prozess zu begleiten. Gegenwärtig bereiten sich weit über tausend Frauen und Männer auf Ordination vor.

Ordination ist eine Selbstverpflichtung, die von einem Menschen ein großes Maß an Selbstkenntnis verlangt, sowie Erfahrung mit buddhistischer Übung, mit dem FWBO und ausreichend tiefe Freundschaften mit Ordensangehörigen. Die eigentliche Ordination wird von einer Reihe besonders erfahrener und auf diese Aufgabe vorbereiteter Ordensangehöriger geleitet, die man Präzeptoren nennt. Die Präzeptorinnen und Präzeptoren müssen die Menschen, die sie ordinieren möchten, gut kennen und eine gewisse Zeit spirituell begleitet haben. In Rücksprache mit den Kalyana Mitras und anderen Ordensangehörigen, die die betreffende Person gut kennen, besprechen sie, wann jemand für die Aufnahme in den Orden bereit ist.

Die Ordinationszeremonie findet in der Regel im Kontext eines besonderen Ordinationsretreats statt und umfasst eine private Zeremonie unter vier Augen mit dem eigenen Präzeptor und eine öffentliche Zeremonie. Der oder die neue Ordensangehörige erhält dabei eine besondere, auf die eigenen spirituellen Bedürfnisse abgestimmte Meditationspraxis, einen buddhistischen Namen und ein "Kesa", eine Art traditioneller Schärpe mit dem Symbol der drei Juwelen. Der neue Name bringt besondere Eigenschaften des betreffenden Menschen zum Ausdruck und enthält implizit auch den "Auftrag", das im Namen angedeutete spirituelle Potenzial durch beständige Übung zur Entfaltung zu bringen.

Sangharakshita – der Gründer des FWBO

D er FWBO wurde 1967 in London vom Ehrwürdigen Sangharakshita gegründet.

Sangharakshita ist gebürtiger Engländer und hatte von Kindheit an einen engen Bezug zum europäischen Kulturgut. Den FWBO gründete er jedoch, nachdem er 20 Jahre in Indien gelebt hatte, davon 18 Jahre als ordinierter Mönch in der Theravada-Tradition. Als er sich entschloss, eine neue buddhistische Tradition ins Leben zu rufen, vereinte er daher zwei wichtige Dinge in sich: eine tiefe und langjährige Erfahrung mit buddhistischer Praxis einerseits und ein inniges Verständnis der westlichen Kultur und Psychologie andererseits. Dies war in jenen Jahren eine überaus seltene Kombination, die es ihm ermöglichte, die buddhistische Lehre in einer Art und Weise zu vermitteln, die bei seinen westlichen Schülern auf offene Ohren traf.

Sangharakshita ist ein vielseitig begabter und interessierter Mensch. Er ist ein gründlicher Kenner und Liebhaber westlicher Literatur und Kunst, er ist Dichter, Lehrer, war Aktivist und ist der Autor zahlreicher Bücher. In den Untermenüs finden Sie eine kurze Biographie von ihm, sowie eine Liste seiner ins Deutsche übersetzten Publikationen. Auf seiner eigenen Homepage www.sangharakshita.org finden Sie (in englischer Sprache) eine Auswahl seiner Gedichte und Artikel.

Eine kurze Biographie von Sangharakshita

Sangharakshita wurde 1925 als Dennis Lingwood in London geboren. Obwohl er anglikanisch erzogen wurde, entwickelte er schon früh ein Interesse an östlichen Kulturen und Philosophien. Mit 16 Jahren wurde ihm nach der Lektüre des Diamant-Sutra klar, dass er Buddhist war. In der London Buddhist Society begegnete er erstmals anderen Buddhisten und begann, sein religiöses Bekenntnis durch Studium und spirituelle Praxis tiefer zu ergründen.

Dann wurde er jedoch zur Armee einberufen, die ihn als Funker nach Sri Lanka und Indien führte. Nach Kriegsende entschied er sich, in Indien zu bleiben, um im Geburtsland des Buddhismus aktiv den Kontakt mit spirituellen Lehrern zu suchen. Doch zu dieser Zeit gab es in Indien nur sehr wenige buddhistische Mönche und schon bald fühlte er sich von den religiösen Organisationen, die er kennen gelernt hatte, enttäuscht. 1947 entschloss er sich darum zu einem radikaleren Schritt und tat das, was man traditionell "in die Hauslosigkeit aufbrechen" nennt: Er vernichtete seine Papiere, färbte seine Kleider in der Tradition der Wanderasketen erdfarben und zog von Almosen lebend durch Indien, um sich ganz der Meditation und dem Studium buddhistischer Schriften zu widmen. Nach zwei Jahren wurde ihm klar, dass diese Lebensform, auch wenn sie eine radikale Form der Entsagung darstellte, nicht die idealen Bedingungen für tiefere Meditation bot. Er entschloss sich darum, die formelle buddhistische Ordination zu suchen.

1949 bat er um Aufnahme in den Theravada Mönchsorden und wurde vom Ehrw. U Chandramani ordiniert, der ihm den Namen Sangharakshita ("beschützt durch die spirituelle Gemeinschaft") gab. Sein Lehrer und Mentor war in dieser Zeit der Ehrw. Jagdish Kashyap, unter dem er in Benares die buddhistischen Schriften studierte.

Ein Jahr später ließ sich Sangharakshita auf Wunsch seines Lehrers im äußersten Norden Indiens nieder, in der Bergstadt Kalimpong, im Grenzgebiet zu Nepal, Bhutan und Sikkim. Sein Lehrer hatte ihn angewiesen, in Kalimpong "zum Wohle des Buddhismus" zu wirken. Diese Anweisung befolgte er 14 Jahre lang mit viel Elan. Er gründete ein Vihara (buddhistisches Kloster) und widmete sich der Übung des Dharma. Er rief eine buddhistische Jugendorganisation ins Leben, war jahrelang Chefredakteur des Mahabodhi-Journals, der Zeitschrift der Mahabodhi-Society, lehrte und publizierte. Ein wichtiger Aspekt seiner Lehrtätigkeit in jener Zeit war die Arbeit unter den "neuen Buddhisten" Indiens, den ehemals Kastenlosen, die ab 1956 zu Hunderttausenden zum Buddhismus konvertierten.

Als in den Fünfzigerjahren der Flüchtlingsstrom aus Tibet anschwoll, siedelten sich in Kalimpong auch einige geachtete Lehrer aus der tibetischen Tradition an. Sangharakshita studierte unter einigen von ihnen, denn er hatte von Anfang an die buddhistische Tradition als eine große Einheit betrachtet und sich nie auf Theravada-Lehren und -Standpunkte beschränkt. 1956 erhielt er die tantrische Initiation von Chetul Sangye Dorje. Zu seinen Lehrern zählt er auch Khachu Rimpoche, Jamyang Khyentse Rimpoche, Dilgo Khyentse Rimpoche, Dudjom Rimpoche, Dhardo Rimpoche und Yogi C.M. Chen, der ihn in die Grundlagen des Ch'an einwies.

Nach zwanzig Jahren in Indien kehrte Sangharakshita 1964 auf Einladung des English Sangha Trusts nach England zurück. Er war gebeten worden, für einige Monate im Hampstead Vihara in London zu lehren. Aus den wenigen Monaten wurden zwei Jahre, und ihm wurde in dieser Zeit deutlich, dass im Westen echtes Interesse am Buddhismus bestand. Insbesondere unter der rebellierenden Jugend der damaligen Zeit erkannte er ein tiefes Bedürfnis nach Spiritualität und neuen Werten. Nach einer kurzen Rückkehr nach Indien, um sich von seinen Lehrern, Schülern und Freunden zu verabschieden, siedelte er endgültig nach England um. Da er in den damals bestehenden buddhistischen Organisationen Englands nicht die geeigneten Voraussetzungen sah, um den Buddhismus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und auch junge Menschen anzusprechen, gründete er 1967 in London die Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens und 1968 den Westlichen Buddhistischen Orden selbst. Dies betrachtet er als sein wichtigstes Werk.

Viele Jahre lang war die Führung des FWBO und des WBO sein Hauptwirkungsfeld. Er hielt Hunderte von Vorträgen, unterrichtete Meditation, leitete Studienseminare und gab seinen Schülerinnen und Schülern persönliche Anleitung und Begleitung. Obgleich er schon früh darauf bedacht war, seinen Schülern Verantwortung zu übertragen und den Orden allmählich von sich unabhängig werden zu lassen, dauerte es dreißig Jahre, bis er sich aus seiner Führungsrolle formell ganz zurückziehen konnte. Im August 2000 übertrug er im Alter von 75 Jahren die Verantwortung für WBO und FWBO einer Gruppe seiner erfahrensten Schülerinnen und Schüler.

Heute lebt Sangharakshita in Birmingham. Sein Augenlicht hat sehr stark nachgelassen und er konzentriert sich vor allem auf persönliche Begegnungen mit Menschen. Auch wenn er kaum noch öffentliche Unterweisungen gibt, arbeitet er weiter an neuen Publikationen, hält den Kontakt mit vielen seiner Schülerinnen und Schüler und besucht gelegentlich immer noch gerne buddhistische Zentren.