FWBO
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Das Übungssystem des FWBO

Wenn man wenig über Buddhismus weiß, stellt man sich unter "Übungssystem" vielleicht nicht viel mehr als ein Programm diverser Meditationspraktiken vor. So wichtig aber auch Meditation sein mag, ist sie doch nur einer von vielen verschiedenen Aspekten buddhistischer Übung.

Buddhismus zu praktizieren heißt, bereit zu sein, sich zu verändern. Es geht dabei nicht nur darum, ab und zu glückliche meditative Zustände zu erreichen. Buddhismus zielt darauf ab, etwas Grundlegendes im menschlichen Geist und Herz zu bewirken und berührt damit eigentlich alle Lebensbereiche. Darum legt der FWBO Wert auf eine ausgewogene Herangehensweise an den Buddhismus, die Intellekt, Emotionen, Alltag, menschliche Beziehungen und alle anderen Aspekte unserer Persönlichkeit mit einschließt.

Die wesentlichen Eckpunkte unseres Übungssystems lassen sich unter den Überschriften:

FWBO: Das Übungssystem

Das Praxissystem des FWBOs

zusammenfassen.

Meditation

Meditation ist der direkteste Weg, den eigenen Geist besser zu begreifen und an ihm zu arbeiten. Allgemeines zu diesem Thema finden Sie unter dem Hauptmenü "Meditation", in dem auch unsere beiden Grundtechniken beschrieben werden. Die Vergegenwärtigung des Atems ist eine der ältesten Meditationstechniken und hilft den Geist zu beruhigen und zu konzentrieren. Die Metta Bhavana oder Liebende-Güte-Meditation hilft, eine positive emotionale Grundeinstellung sich selbst und anderen gegenüber zu entwickeln. Diese beiden Praktiken legen das unabdingbare Fundament für alle weiteren Techniken, und die meisten Übenden im FWBO brauchen lange Zeit nichts anderes. Vor allem während intensiverer Übungszeiten können sie durch Gehmeditation und durch die Übung Reinen Gewahrseins ergänzt werden. Regelmäßigkeit ist das A und O einer erfolgreichen Übung. Es kommt nicht darauf an, viele verschiedene Praktiken kennen zu lernen, sondern wenige Praktiken geduldig und ausdauernd zu üben.

Erst nach einer solchen gründlichen Vorbereitung - im Orden selbst und in der Vorbereitung auf Ordination - erlernen Übende im FWBO weitere Meditationsformen, die besonders auf die Entwicklung von Einsicht abzielen. Dazu gehören unter anderem die Sechs-Elemente-Praktik, in der die Prozesshaftigkeit und Vergänglichkeit aller Phänomene kontempliert wird, sowie verschiedene Visualisationspraktiken, die denen des tibetischen Buddhismus verwandt sind. Welche Praktiken in diesem Stadium angebracht sind, variiert von Mensch zu Mensch beträchtlich. Im Orden wird daher ein Fächer verschiedener Techniken gelehrt, aus denen der Einzelne, in Absprache mit seinen Lehrern, mit Bedacht auswählen kann.

Studium der buddhistischen Lehre

Im FWBO legen wir Wert darauf, ein breites Verständnis der buddhistischen Lehre zu vermitteln. Buddhismus ist seinem Wesen nach kein akademisches Fach, in dem es darum geht, theoretisches Wissen anzuhäufen. Er ist vielmehr ein praktisches Instrument, mit dem man an sich selbst arbeiten kann. Es ist sehr wichtig, ein klares intellektuelles Verständnis der verschiedenen Lehren zu erwerben, ebenso wichtig ist es aber, zu lernen, sie in den Alltag zu übertragen. Im FWBO werden Übende ermutigt, die Lehren in direkten Bezug zu ihrem Leben zu setzen.

Abgesehen von Vorträgen und Kursen, die vor allem einen einführenden Charakter haben, bieten wir in unseren Zentren fortlaufende Studiengruppen an, in denen Aspekte der buddhistischen Lehre vertieft werden. Die Teilnehmer lernen hier Inhalte aus der gesamten buddhistischen Tradition kennen. Neben den grundlegenden buddhistischen Lehren, die allen Schulen gemein sind (wie etwa die Vier Edlen Wahrheiten, der Edle Achtfache Pfad, die drei Merkmale bedingten Seins, Ethik, Grundlagen des Abhidharma u.v.m.) werden Lehren des Mahayana vermittelt, insbesondere die Grundeinstellung des Bodhisattvapfades. Die Teilnehmer lernen Schriften der verschiedenen Traditionen kennen, also Sutras aus dem Palikanon ebenso wie Mahayana-Sutras. Das Studium im FWBO folgt keinem festgelegten und rigiden Curriculum, soll aber im Laufe der Zeit dem Einzelnen ein sowohl rundes, als auch tiefes Verständnis der buddhistischen Lehre vermitteln.

Ritual

Alle buddhistischen Schulen kennen und schätzen Zeremonien und Rituale. Auch wenn im Westen viele Menschen zunächst einmal verhalten bis skeptisch auf religiöse Rituale reagieren, können sie doch im "spirituellen Handwerkszeug" eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend ist dabei zu erkennen, dass Rituale nicht einfach leere Formen oder kultureller Zierrat sind, sondern praktische und bewährte Methoden, die die emotionale und intuitive Seite des Menschen ansprechen und in die Übung einbeziehen.

Im FWBO steht Ritual nicht stark im Vordergrund, hat aber seinen berechtigten Platz. Dazu gehören Rezitationen grundlegender Texte (wie etwa die Zufluchten und Vorsätze; Verse zum Lob der Drei Juwelen; das Metta-Sutta; das Herz-Sutra u.a.) wie auch die Übung der "Siebenfältigen Puja" (aus Versen des Bodhicaryavatara von Shantideva). Auch Mantrarezitation wird im FWBO geübt und gelehrt.

Ethik

In traditionell buddhistischen Ländern käme niemand auf die Idee, sich mit Meditation oder dem Studium buddhistischer Lehren zu befassen, ohne sich vorher gründlich in Ethik geübt zu haben. Im Westen geschieht dieser Prozess oft in umgekehrter Reihenfolge: Erst durch Meditation wird dem Übenden bewusster, dass es auch in seinem alltäglichen Verhalten manches gibt, was nicht im Einklang mit den eigenen Idealen und Werten steht.

Im FWBO werden Übende ermutigt, die Grundsätze buddhistischer Ethik (Gewaltlosigkeit, Großzügigkeit, Zufriedenheit, Wahrhaftigkeit und Geistesklarheit, vgl. Hauptmenü "Buddhismus") immer mehr zum Leitfaden für das tägliche Verhalten zu machen. Dies ist ein allmählicher Prozess, der aber im Laufe der Zeit zu tiefgreifenden Veränderungen im Leben führen kann – denn Ethik berührt alle Lebensbereiche, vom Beruf über Familie und Freundschaft bis zum Freizeitverhalten.

Freundschaft

Menschen sind soziale Wesen. Menschliche Beziehungen sind nicht nur lebensnotwendig, sie haben auch eine starke Wirkung auf uns. Darum ist es wichtig, auch diese Dimension unseres Lebens in die buddhistische Übung einzubeziehen. Den wenigsten Menschen gelingt es, über lange Zeit alleine, also ohne Lehrer oder Gemeinschaft, eine wirksame buddhistische Übung aufrecht zu erhalten. Kontakt mit anderen Praktizierenden hilft die Motivation wach zu halten, gibt sowohl Ansporn und Anregungen als auch die notwendige "Reibung" und gelegentlich auch ein nötiges Korrektiv. Im FWBO legen wir großen Wert auf "spirituelle Freundschaft", auf einen lebendigen und aufrichtigen Austausch unter Übenden. Näheres dazu finden Sie unter dem Menü "Spirituelle Gemeinschaft".